Vier Jahre Sinnlos Reisen

Schon wieder ist dieser Blog ein Jahr älter und es wird Zeit für eine kleine Rückschau und einen Ausblick

Was war?

Im letzten Jahr konnte ich endlich den mathematischen Beweis erbringen, dass sinnloses Reisen das Klima rettet, wenn man nur lange genug unterwegs ist. Das war ein Durchbruch, ein Meilenstein, ein Quantensprung, eine Zeitenwende. Und ich habe endlich die überfällige Fortsetzung unserer Erlebnisse mit dem Wohnmobil veröffentlicht. Unsere Erfahrungen waren überwiegend positiv, nur die Reise nach Rügen war ein Reinfall.

Ganz besonders habe ich mich über die vielen positiven Rückmeldungen von Lesern gefreut, egal ob in Kommentaren oder in persönlichen Gesprächen. Danke, dass auch du mich auf meinen sinnlosen Reisen begleitest; alleine wäre es ziemlich öde. Übrigens, man kann inzwischen auch ganz anonym ohne Anmeldung kommentieren. Einfach Text ins Kommentarfeld tipppen und den Button drücken. Fertig.

Ganz normale Reisen

Die Höhepunkte des vergangenen Reisejahres waren zweifellos unsere Aufenthalte in Thailand und Indien mit ihren überwältigenden Eindrücken. Unterwegs murmelten wir ständig Sätze wie „Das ist doch nicht normal!“, wenn wir irgendetwas entdeckten, das unseren Augen, Ohren oder unseren Zungen unbekannt, eigenartig und fremd vorkam. Aber was ist schon normal?

Sinnlos Reisender in Faschingsverkleidung
Das ist sicher nicht normal!

Wikipedia sagt: „Normalität bezeichnet … das Selbstverständliche …, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Dieses Selbstverständliche betrifft soziale Normen und konkrete Verhaltensweisen von Menschen.“

Wenn nun 1,4 Milliarden Inder ihr Land ganz normal finden, dann spielt es keine Rolle, was ein paar Mitteleuropäer dazu meinen. Da definiert dann die überwältigende Mehrheit die Normalität. Man kann ja auch darüber diskutieren, ob das noch normal ist, was bei uns gerade in Deutschland abgeht. Ein indischer Tourist würde manches Mal irritiert den Kopf schütteln. So ist das eben mit dem Reisen – da ändert sich das Weltbild ganz schnell mal, ob man es will oder nicht.

Jetzt wird’s persönlich

Der aufmerksame Leser hat vielleicht bemerkt, dass ich in letzter Zeit öfters über persönliche Erlebnisse aus länger zurück liegenden Zeiten berichtet habe: die Singlereise nach Fuerteventura, mein Weg zum Nutella-Junkie oder die Metamorphose vom unmusikalischen Schulkind zum begeisterten Sambaspieler.

Das hat einen Grund. Nicht nur der Blog feiert Jubiläum, auch ich habe in diesen Tagen Geburtstag. Zart besaitete Mitmenschen fallen beim Erreichen dieses runden Jubiläums leicht in eine massive Sinnkrise. Um das zu umgehen, musste ich tief in die mathematische Trickkiste greifen. Ich werde nämlich zehnundfünfzig Jahre alt.

Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich einmal so alt werde. Deshalb dachte ich mir, ich schreibe die Erinnerungen besser mal auf, solange sie noch da sind. Schreiben gegen Alzheimer, quasi.

Die Sache mit den Fremdsprachen

Vor einem Jahr hatte ich begonnen, einige Beiträge in einer englischen Version anzubieten. Die KI von DeepL hat mich dabei erstaunlich gut unterstützt, aber die Resonanz unter Lesern war recht bescheiden. Daher habe ich die englische Rubrik wieder entfernt und stattdessen einen Google-Translate-Button eingefügt. Das ist zwar nicht perfekt, denn „sinnlosreisen“ wird beispielsweise mit „travel pointlessly“ oder „pointless travel“ oder „nonessential travel“ übersetzt, je nachdem, wie die KI gerade gelaunt ist. Aber dafür können die Leser meine bescheidenen Beiträge zur Weltliteratur per Knopfdruck in alle möglichen Sprachen übersetzen. Birmanisch, beispielsweise. Ist das nicht wunderbar?

Birmanische Übersetzung
Ich begrüße alle Leser aus Myanmar!

Und was ist mit den sozialen Netzwerken?

Der Ausflug meines Blogs nach Instagram hat für mich keinen Mehrwert gebracht. Zwar suchen weiterhin zahlreiche junge Damen meinen Kontakt, aber die meisten sehen nicht so aus, als ob sie tieferes Interesse an meinen Geschichten hätten. Manche sehen sogar so aus, als ob sie gar nicht lesen könnten. Ich werde auch zukünftig gelegentlich Bilder auf Instagram einstellen, aber das ist nicht die richtige Ziel-Plattform für meinen Blog. Dafür sind meine Beiträge einfach zu wenig zappelig.

Was kommt?

Erstmal schliesse ich in den nächsten Wochen die Renovierungsarbeiten am Blog ab. Nebenbei schreibe ich gerade über unsere Reise nach Süd-Frankreich und Nord-Spanien. Und in Kürze brechen die SinnlosReisenden in den wilden Westen auf. Nashville, Memphis, New Orleans und Kalifornien stehen auf dem Programm. Aufgrund meiner Erfahrungen aus früheren Besuchen in diesem Land rechne ich dort mit zahlreichen sinnlosen Erlebnissen, die ich natürlich gerne teilen werde.

Was kommt nicht?

Ich werde auf meinem Blog auch zukünftig nicht gendern. Ich werde weiterhin morgens meine Brötchen beim Bäcker kaufen und zum Arzt gehen, wenn es mich zwickt. Nicht, weil ich es einer Frau nicht zutrauen würde, dass sie ein Brötchen backen kann oder meine Wehwehchen heilen kann, sondern weil das einfach die offizielle Berufsbezeichnung ist. Und wenn ich dann in der Gemeinschaftspraxis von einer Frau behandelt wurde, dann erzähle ich natürlich hinterher von der Ärztin. Logisch.

Dieses woke Getue regt mich langsam auf. Auf manchen Blogs lese ich, man dürfe gewisse Worte nicht mehr sagen und müsse stattdessen verschlüsselte Begriffe verwenden. I-Wort statt Indianer, beispielsweise. Das ist natürlich Unsinn. Doch, man darf in Deutschland alles sagen, was nicht verboten ist. Ohne Konsequenzen. Man nennt das Meinungsfreiheit. Du glaubst mir nicht? Ich beweise es dir: Indianer, Indianer, Indianer, Indianer, Indianer. Oh, warte kurz, es klingelt an der Haustür.

So, da bin ich wieder. Es war nur der Paketbote, der sich mal wieder in der Hausnummer geirrt hatte. Also, solange die Indianer sich selbst als Indian Nation bezeichnen und die Schwarzen den Slogan Black Lifes Matter nutzen, werde ich mir von einer abgehobenen Minderheit diese Worte nicht verbieten lassen.

Und ich werde weiterhin mit Freude kulturelle Aneignung betreiben und in einer Sambaband spielen. Die Brasilianer unter unseren Zuhörern sind nämlich überhaupt nicht beleidigt, dass wir uns ihre traditionellen Rhythmen angeeignet haben. Im Gegenteil, die flippen vor Freude aus, wenn sie hier im kalten Deutschland ihre geliebte Musik hören.

Gruppenbild Sambabands Masambary und Samba Partida
Samba!!!

Ich halte die ganze Diskussion über gendergerechte Sprache für unnötig und in der Sache nicht hilfreich. Viel wichtiger als ein Streit über die richtigen Worte ist doch die Einstellung, die Jemand hat. Manche Menschen gendern perfekt und haben trotzdem eine tiefe Verachtung für Frauen und erst recht für irgendwelche anderen Identitäten. Und hoffentlich merken meine Leser, dass ich auch ohne zu gendern alle Menschen respektiere. Alle, außer die Arschlöcher, die sich leider zunehmend vermehren. Aber das ist dann auch wieder unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder sonstwas. Arschloch bleibt Arschloch, da hilft auch gendern nicht.

Bis bald, euer Marco

Autor: sinnlosreisen

Skurille Reiseerlebnisse zum Lachen

26 Kommentare zu „Vier Jahre Sinnlos Reisen“

  1. Well done,gut gemacht. Vier Jahre das ist fast gar nichts. Four years travelling in vain is next to nothing. This means you have another 21 years to go in order to reach your siver jubilee. Bei vier Jahren sinnlos Reisen bleiben noch 21 Jahre ubrig um das Silberjubileum zu erreichen. Good luck with your future senseless journeys. Viel Spass bei den zukunftigen sinnlosen Reisen wunscht Hans Elmar aus Malta

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    1. Danke! Ja genau, mit jedem neuen Label bleibt doch wieder Jemand auf der Strecke, der nicht berücksichtigt wurde. Und damit zieht man nur immer mehr künstliche Grenzen zwischen den Menschen, anstatt einfach das Einzigartige in jedem Menschen zu sehen.

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  2. Happy Birthday! Schön das es dich gibt. Und selbst mit Zehnundfünfzig hast du noch Entwicklungspotenzial. Ist das nicht super. Ich verkneife mir jetzt ein „OK Boomer“. Schliesslich bin ich selber einer. Aber du musst ja nicht noch auf deine alten Tage zum Anti-Gender-Sprach-Extremisten werden. Keiner verlangt, dass du mit Querstrichen und Gendersternchen nervst. Aber so ein bisschen Demut tut uns alten Säcken allemal gut. Demut und die Erkenntnis das sich Sprache immer wieder verändert. Und glaube mir, gelegentlich ein neutrales Pronomen, eine neutrale Pluralform und eine Doppelnennung bringt Deinen Blog nicht um. Man muss dabei ja nicht masslos übertreiben.

    Also, für die nächsten 30 Jahre wünsche ich uns allen viele lustige Blogbeiträge von dir.

    Herzlich
    http://www.derhalbhartemann.com

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    1. Danke, Thomas. Keine Angst, ich hasse Extreme und werde kein Sprachextremist werden. Ich habe auch überhaupt kein Problem damit, wenn Sprache sich verändert. Ich wehre mich aber dagegen, wenn einzelne Gruppen gegen den Willen der Mehrheit die Sprache zwangsweise verändern wollen.

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  3. Toller Blog, deine witzigen augenzwinkernden Posts lese ich immer wieder gerne.
    Indien habe ich auch bereist und dabei eine „love hate relationship“ ( „Hassliebe“ hört sich zu negativ an) entwickelt. Bin gespannt auf deine Beiträge.
    Und alles Gute zum speziellen Geburtstag. Diesem Ereignis bin ich damals durch eine fünfwöchige Reise nach Südostasien ausgewichen. Nach meiner Rückkehr habe ich dann noch wochenlang nachträgliche Glückwünsche bekommen 😉.

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  4. Danke für den guten Post, bis meistens Deiner Meinung. Nur habe ich meinen 60sten richtig gefeiert, mit Torte, die u.a. mit einer 60 verziert war! Ich wünsche Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag und dem Deines Blogs! Weiter so!! LG Ulrike

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  5. Wunderbar, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Wenn du es schaffst, den Nord-Spanien Beitrag bis Juli zu schreiben, wäre ich dir sehr dankbar. Wir fahren im August dahin 😉
    Ich revanchiere mich dann auch mit einer Postkarte aus einem für dich vergangenen Urlaub.

    Mach weiter so mit der Blog-Tapete hier, ich komm gern vorbei.
    Grüße aus … von … weist schon … bei … so halt … Peleponess

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  6. Da weiß ich ja gar nicht, womit ich anfangen und womit ich aufhören soll, diese gelungene, witzige und unterhaltsame Rückschau mit Blick in die Zukunft zu kommentieren. Am besten von vorne: deine Reisen im vergangenen Jahr habe ich natürlich lückenlos und stets mit großem Vergnügen verfolgt. Du hast einfach eine unnachahmliche Art, darüber zu berichten! Und deine Ausführungen zum Thema Weltbild würde ich genau so unterschreiben.

    Jetzt wird‘s persönlich: herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Jetzt musst du nur noch fünf Jahre warten, bis du in den Genuss der Seniorenrabatte bei der Deutschen Bahn kommst. Herzlichen Glückwunsch auch zum Vierjährigen deines Blogs! Die zwei Jahre bis zur Einschulung werden wie im Fluge vergehen, und ganz sicher ohne Humorverlust. Alles andere würde mich bei dir verwundern.

    Ja, Fluch und Segen der Übersetzung mittels KI. Ich denke, da geht eine Menge Wort- und Sprachwitz verloren. Ich selbst habe da bisher noch davon abgesehen. Deine Erfahrungen mit Instagram hingegen teile ich, mit dem kleinen Unterschied, dass es bei mir eher Jungs sind, die mir ihre virtuelle Aufwartung machen. Ich bin dort auch nur noch passiv dabei, sprich, schaue mal bei anderen rein, poste selbst aber gar nichts. Wie du schon schreibst: dort sind eher selten Leser unterwegs.

    Was kommt? Waaaaas? Ihr seid demnächst in den USA unterwegs? Wie großartig! Kann es kaum erwarten, deine Geschichten darüber zu lesen. Von den von euch angepeilten Stationen kenne ich nur Kalifornien. Das wird bestimmt ein toller Trip!

    Was kommt nicht? Ha, da habe ich mal wieder schallend gelacht! Wie gut, dass es nur der Paketbote und nicht die woke Sprachpolizei war.

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    1. Oh, Danke, danke, danke!
      Seniorenrabatt bei der Bahn klingt irgendwie nicht sexy. Ich fühle mich viel jünger als ich offensichtlich bin.
      Ist ja interessant, dass bei dir in Instagram auch das Jungvolk anklopft. Aber das schmeichelt ja irgendwie auch dem Ego. Ich antworte trotzdem nicht.
      @USA: Ja genau, wir werden zur Hurricane-Zeit auf den Spuren von Kathrina durch New Orleans wandeln. Hoffentlich geht alles gut. Wir freuen uns schon mächtig. Und ich werde natürlich berichten.

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  7. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und zum zehnundfünfzigsten Geburtstag, lieber Marco. Kreativ wie eh und je; und da soll einer sagen, dass schreiben nicht jung hält. Nach Südfrankreich wollen wir Ende dieses Jahres auch, aber die Beiträge dazu werden… weiß der Himmel, wann kommen.

    Ich unterstütze deinen Widerstand gegen das Gendern. Gemeinsam gegen die Wokeness und für Duden-gerechte Sprache (okay, etwas viel Pathos…). Im Ernst, wenn ich mehr oder weniger gut gegenderte Beiträge im öffentlichen Rundfunk höre, rollen sich mir die Zehennägel zusammen. Gendern ist ein gut gemeinter Ansatz. Aber praktische Änderungen zum Besseren (Gehalt, Kinderbetreuung, Rente/Altersarmut bei Frauen) wären mir lieber. Da gibt es so viele Baustellen. Aber klar, man kann ja bei der Kosmetik (sprich: bei der Sprache) anfangen.

    Und wann wir den Sprung dahingehend vollzogen haben, dass kultureller Austausch etwas Schlechtes ist, ist mir auch irgendwie entgangen. Ohne diesen Austausch ist das Reisen sinnlos. Und zwar doof sinnlos, nicht kreativ-sinnlos, farbenfroh-sinnlos, wortreich-sinnlos wie bei dir.

    Deine Beiträge sind mir immer ein Genuss und ich freue mich schon auf viele weitere. Happy Blog-Birthday!

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    1. Danke, danke!

      Tja, Bayern hat ja inzwischen auf mich gehört und gendern zumindest in Schulen und Behörden verboten. Wobei ich das auch wieder übertrieben finde, lass die Menschen doch machen, was sie wollen, das wird schon irgendwie werden. Aber genau wie du schreibst, sollten wir lieber die Probleme lösen, als die Symptome.

      Ich glaube auch manchmal, dass den Leuten, die in Deutschland so empfindlich tun, eine Reise gut täte. Einfach um mal zu sehen, wie es in anderen Ländern läuft. Da würden sich manche wundern.

      Bis bald, Marco

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