Eine „sinnvolle Reise fürs Leben“ (2)

Gastbeitrag als Gegenargumentation zu Marcos‘ „sinnlosen Reisen“ – Teil 2: Anreise und Aufwärmprogramm

Hallo lieber Marco und geneigte Leser. Teil 1 scheint Euch ja nicht komplett abgeschreckt zu haben …

Also, dann wollen wir mal. Es geht auf Ende August zu. Im Jahre des Herrn 2019.

Mit dem Bus von Franken nach Frankfurt – unterwegs sollen wir unseren Reiseleiter in Goldbach mitnehmen – und die Misere nimmt ihren Lauf: An welcher der gefühlt 15 Bushaltestellen wollte er bereitstehen? Mit dem Riesen-Bus (wir sind ja schließlich 42 Teilnehmer) in dem Kaff fast noch verkeilt – finden wir unseren Johannes Zang (den Namen schreibe ich Euch absichtlich, da Johannes davon lebt, Reisegruppen ins Heilige Land zu begleiten; soviel zu Marcos Statement, dass dieser Blog keine Werbung enthält) und kommen heil am Flughafen an.

Gruppen-Check in – wir sind spät dran. Schwitz trotz Klimaanlage! Gut, für die Flughafenkapelle reicht’s nicht mehr – aber alle sind rechtzeitig am Gate. 30 Minuten vor Abflug: Die Lufthansa Mühle ist verreckt (ein weiterer fränkischer Begriff, er steht für „defekt“; ich markiere alle fränkischen Begriffe ab sofort mit einem „(F)“ der Einfachheit halber)! Ersatzmaschine und neue Crew müssen von München eingeflogen werden. Warten. Zeit für einen Rosenkranz …

Nach 3 Stunden ist der Flieger da. Alle rein, Türen zu und los. Kaum sind die Räder eingefahren gilfen (F) die Weiber drei Reihen hinter uns: „Wo bleibt der Sekt?“ Fremdschämen: Die gehören zu unserer Reisegruppe! Wir stellen uns schlafend.

Wir landen sicher in Tel Aviv, Einreise kein Problem – hat auch wirklich keiner seinen Reisepass vergessen und alle sind noch gültig, alles Gepäck da, der Bus für unsere „Reise fürs Leben“ vor Ort wartet vor dem Ankunftsgebäude.

Wir fahren in die Nacht hinein nach Süden – in die Negev-Wüste. Bei der Ankunft in der Jugendherberge – Jugendherberge? Bei dem Durchschnittsalter? Hm, dient vielleicht der Motivation für den nächsten Tag – wartet bereits ein Buffet aus Dutzenden lokalen Speisen auf uns. Danach ein israelisches Bier. Essen „gar nicht mal so schlecht“ (F), Bier trinkbar – Reise gerettet!

Ich will hier anmerken: Wenn der Franke sagt „Das Essen ist gar nicht mal so schlecht“, dann ist das die höchst mögliche Auszeichnung an die Köchin (in Franken kochen in der Regel die Frauen – fragt nicht warum, ihr habt meine Kinder noch nicht gehört, wenn ich’s mal versucht habe …), die überhaupt in unseren Breiten ausgesprochen wird bzgl. Geschmack und Menge! Alles, was mindestens dem Status „Der Hunger treibt’s nei“ entspricht, kann als genießbar und auskömmlich verstanden werden.

Die fränkische Kochbewertung hat natürlich noch mehr Abstufungen, die ich hier gar nicht alle nennen möchte. Eine, die Euch eventuell mal in unserer Region begegnet und die Ihr kennen solltet: Schweigen! Der Franke an sich ist faul und deshalb auch gerne mal schweigsam. Also Schweigen am Tisch bedeutet: „Nix gered is gelobt genug“.

Der nächste Morgen.

Alle Wecker klingeln (wir sind 1 Stunde vor Deutschland). Nur einer nicht. Wir merken es als wir unser Gepäck in den Bus verladen. Dreimal „Hammelsprung“: Da fehlen echt 2. Aber wer? Wir kennen uns ja noch gar nicht – und haben schon ein erstes „Feindbild“.

Hammelsprung
Hammelsprung

„Lauft schon mal los an den Rand des Kraters“ – wir wollen eine Wüsten-Krater-Wanderung machen; zum akklimatisieren sozusagen – „und wartet dort auf mich. Ich hole die beiden Fehlenden schnell.“ Schnell? Machst Du Witze? Die beiden sind 70+!

Nach 45 Minuten – wir sind noch keinen einzigen Meter in den 200 Meter tiefen Krater abgestiegen und trotzdem schon tropfnass geschwitzt – geht’s endlich los.

Ramon-Krater
Ramon-Krater

Nach 3 Stunden Wüstenwanderung, einem „geistlichen Impuls“ und 4 Liter Wasser pro Person kommen wir am Bus an. Dieser ist dank unseres palästinensischen Fahrers Mohammed und nach örtlicher Mentalität schön sauber auf 15°C runter gekühlt. Gesund ist das nicht. Mohammed, denk bitte ans Durchschnittsalter: Lungenentzündungen und so …

Aber juhu, als nächstes geht’s ans Meer zum Abkühlen!

Oh Mist, wir fahren ja nicht ans „Rote“, sondern ans „Tote“ Meer.

Macht nix! Wir sind nicht zum Spaß hier. Voller Euphorie die Badehose an und los.

Bevor ich im Wasser bin habe ich mir schon die Fußsohlen am heißen Sand verbrannt: Hennadreck! (F); steht für „so ein unglücklicher Umstand“. Aber dann die völlige Entspannung: Bei 40°C Wassertemperatur „Eier kochen“ und Zeitung lesen. Und bloß keinen Tropfen Wasser ins Auge bringen. Gar nicht so einfach sag ich Euch. Wenn Deine Körperform die größte Ausdehnung in der Körpermitte aufweist, musst Du erst mal den Kopf oben halten können bei 33%iger Salzlauge. Der „beschleunigte“ Auftrieb sorgt dabei für eigentlich lustige Haltungsnoten. Aus ästhetischen Gründen verzichte ich auf das Hochladen von Bildern!

Und was sag ich Euch: Der erste Kreislaufkollaps! Also rein in den Bus. Bei 15°C runterkühlen. Weil: Wir sind ja nicht zum Spaß hier.

Noch ein schneller Snack im Schatten (bei fast 45°C). Einfach, aber trotzdem „nicht schlecht“ (F). Weiter geht’s.

Noch schnell ein Stop in „En Gedi“, dem alttestamentlichen Ort des „Hohenliedes der Liebe“. Freunde ich sag Euch: Durchgeschwitzt bis auf die Unterhose bei 40°C und Luftfeuchtigkeit am Anschlag kommen wenig erotische Gefühle auf! Trotzdem: schön war’s.

En Gedi
En Gedi
En Gedi
En Gedi

Wir fahren nach Bethlehem zur nächsten Übernachtung – und zum Weihnachten-Feiern im August.

Aber dazu mehr in meinem nächsten Beitrag. Also wer mag: „Mir sehn uns!“ – äh oder so ähnlich.

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2 Kommentare zu „Eine „sinnvolle Reise fürs Leben“ (2)“

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