In keiner anderen Gegend tummeln sich so viele Nationalparks wie im amerikanischen Bundesstaat Utah. Das Wahrzeichen des Staates ist der mächtige Delicate Arch, den man sich mit einer 45-minütigen Wanderung verdienen muss.

Im Canyonlands Nationalpark überwältigen die endlose Weite und die karge Unberührtheit der Natur. In Jahrmillionen haben Colorado und Green River tiefe Narben in das Gesicht der Erde gegraben.

Der Zion Nationalpark beeindruckt durch mächtige Felsmassive mit gigantischen Aussichten und herrlichen Wandermöglichkeiten.

Im Gooseneck State Park frisst sich der San Juan River in Schlangenlinien durch die Gesteinsschichten.

Das Natural Bridges Monument ist ein Ort der absoluten Ruhe, außer man hat Blähungen. Unter der Owachoma Bridge mit ihren gewaltigen 55 Metern Spannweite kann man spüren, wie unbedeutend der Mensch ist.

Der Bryce Canyon hat seinen Namen von Ebenezer Bryce, der hier als erster europäischer Einwanderer mit seiner Familie siedelte.

Ebenezer Bryce war ein schottischer Schiffsbauer, ein Beruf mit unsicherer Zukunft in Utah, einem der wasserärmsten Gebiete Amerikas. Für die Schönheit der Landschaft hatte er keinen Sinn. Er war eher praktisch orientiert und bezeichnete den Canyon als „einen höllischen Platz, um eine Kuh zu verlieren“.
Außerdem war Ebenezer, wie etwa 75% der Bevölkerung Utahs auch heute noch, ein Angehöriger der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“. Weil dieser Ausdruck dann doch etwas sperrig ist, hat sich im Alltag ein anderer Name für diese Sekte durchgesetzt: die Mormonen.

Man könnte sich darüber wundern, warum sich die Mormonen ausgerechnet in einem Land niedergelassen haben, das im Wesentlichen aus Wüsten und unüberwindbaren Canyons besteht. Die Lösung ist aber naheliegend, wenn man sich etwas genauer mit ihren Gewohnheiten beschäftigt: Utah war ganz einfach die letzte Gegend der USA, die noch nicht von vernünftigen Menschen besiedelt war. Denn überall dort, wo schon normale Menschen lebten, wollte man diese Sonderlinge nicht als Nachbarn haben.

Nun ist es aber wieder an der Zeit für einen kleinen Exkurs in die Religionsgeschichte: Joe Smith wuchs zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts an der Ostküste der USA auf. Schon als Fünfzehnjähriger versuchte er, als Wahrsager in der Erde verborgene Schätze aufzuspüren. Als er wegen damit verbundener Betrügereien vor Gericht stand, erkannte das junge Bürschchen schnell, dass die Wahrsagerei ein riskantes Geschäft ist, insbesondere wenn die Prognosen nicht eintrafen und er suchte nach einem neuen Betätigungsfeld.
Zu dieser Zeit schossen in der neuen Welt Religionsgemeinschaften aus dem Boden wie die Pilze. Meistens finanzierten sich die jeweiligen Kirchengründer ein überaus angenehmes Leben aus den Spenden der Mitglieder. Der geschäftstüchtige Joe erkannte, dass es viel schlauer ist, selber Gründer einer Religion zu werden, als in eine bestehende Kirche als zahlendes Mitglied einzutreten. In dieser Beziehung ähnelte er Bugsy Siegel, der viele Jahre später eine ganz ähnliche Strategie in Las Vegas verfolgte.
Joe war sich bewusst, dass für den Erfolg einer neuen Religion zwei Punkte ausschlaggebend waren: Eine interessante Geschichte, der die Leute zuhörten, und ein attraktives Ziel, für das die Menschen bereitwillig einen Teil ihres Geldes abgaben. Einige Monate später veröffentlichte er folgende Geschichte:
Vor langer, langer Zeit hatte ein Prophet namens Moroni direkt von Jesus persönlich das wahre Evangelium diktiert bekommen. Und nun, im Jahre 1829 des Herrn, sei ihm, Joe Smith, der Prophet im Traum erschienen. Er habe ihm aufgetragen, eine neue Religion auf dem Fundament dieses einzig wahren Evangeliums zu gründen. Zeugen gäbe es für diese heiligen Vorkommnisse nicht, aber das nun vorliegende Buch Mormon sei ja wohl Beweis genug.

Die dort beschriebene Lehre fußt auf zwei einfachen Grundregeln: Erstens darf sich jeder Mormone so viele Frauen nehmen, wie er will. Und zweitens wird jeder Gläubige nach seinem Tod selbst ein Gott und wird auf einem eigenen Planeten herrschen und dort weiter Sex haben bis in die Unendlichkeit. Und das ganze Paket kostet nur 10% des Einkommens, quasi als flat rate, die von Joe Smith als Verwalter der Kirchengemeinde eingezogen werden. Ein Schnäppchen, wenn man es genau betrachtet, zumindest für Männer.
Ob es die Polygamie oder die Aussicht auf ewigen Sex auf dem eigenen Planeten war, bleibt bis heute unklar. Jedenfalls fanden viele Männer, dass das ein guter Plan sei. Übrigens bis zum heutigen Tag: Der Immobilienmakler Joseph Knudsen aus Hildale hatte im Jahr 2016 dreizehn Ehefrauen, mit denen er vierundsiebzig Kinder zeugte. Natürlich inoffiziell, denn in den USA ist die Vielweiberei seit 1890 verboten. Da im Bundesstaat Utah aber alle obersten Richter selbst Mormonen sind, wird dieser Anachronismus bis heute geduldet.
Joe Smith wurde schon kurz nach Beginn seiner kirchlichen Laufbahn von einem wütenden Lynchmob getötet und die Mormonen mussten von der Ostküste immer weiter nach Westen fliehen, bis sie im unbesiedelten Utah eine Heimat fanden. Seine Nachfolger passten die Religion immer wieder an aktuelle Erfordernisse an. So ist es beispielsweise bis heute gängige Praxis, verstorbene Menschen posthum und aus der Ferne umzutaufen – ohne Wissen der Angehörigen.
Das ist praktisch, weil die Toten sich nicht wehren können und die Sekte so die Anzahl ihrer Mitglieder massiv erhöhen kann, was steuerliche Vorteile bringt. Zahlreiche in Konzentrationslagern ermordete Juden wurden von den Mormonen heimlich konvertiert – genau wie Adolf Hitler nach seinem Selbstmord. Dazu fällt selbst mir nichts Lustiges mehr ein.

Also ja. Hm. Nein, mir auch nicht… Schon spannend, was es alles an… LEBENSENTWÜRFEN gibt… (hab nach einem neutralen Ausdruck gesucht) Ähm, die Schauplätze sind toll 🙂 Hast du so eine Bibel interessehalber mal mitgehen lassen? 😉
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😂😂😂Das würde ich nie wagen, das ist der sichere Weg direkt in die Hölle. Nein, die lagen dort in jedem Motelzimmer in der Nachttischschublade. Für Notfälle, oder so. Und schon während unserer Reise hatte ich so ne Ahnung, dass ich vielleicht ein Foto brauchen könnte…😏
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Für Notfälle??! (Kopfkino. Welche Art Notfall… 1. Dringend notwendiger Exorzismus, 2. Tisch wackelt…)
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😂😂😂Ich dachte eher daran, dass Jemand mal schnell die jeweils gültigen Regeln nachschlagen kann, wenn er oder sie im Hotelzimmer im Zweifel ist. Ist Schokolade nach Mitternacht Sünde, oder ähnliche Fragen.
Kann aber auch bei der Jagd auf Stechmücken helfen, so eine Bibel…
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Schokolade nach Mitternacht ist auf jeden Fall Sünde, dafür brauche ich keine Bibel, um das zu wissen 😉 sehr tödlich sind vor allem Snickers, die man sich mitten in der Nacht reinzieht (Erfahrungswerte, ähm…) Für Stechmücken nehme ich mir lieber die Mannheimer Morgen 😉
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😂😂😂 Ich sehe schon, du kennst dich aus. Aber Snickers um Mitternacht sind schon recht heftig…
Sorry übrigens dass ich deinen Kommentar erst jetzt bemerkt habe.
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Kein Thema, ich hab ihn schon vergessen 😉 Ja, mit Snickers um Mitternacht kenne ich mich aus, diese verhexten Riegel kriegt man nie wieder los (von den Hüften). Ich bin noch im Rückstand mit dem Lesen deiner Beiträge, der neueste steht aber fest auf der Leseliste 🙂
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TJa. Es soll ja noch mehr Religionen geben, die ein wenig ähnliche Regeln vorschlagen, gerade, was das Geschlechterverhältnis angeht. Angeblich hat das Vorteile, so hat die Frau wenigstens ein paar Tage ihre Ruhe. Aber der Typ, der ist doch nach ein paar Jahren verschlissen, oder? Der sucht sich doch jetzt eine Religion, in der Abstinenz belohnt wird?
Neben solchen Fragen, die sich aufdrängen – das mit der Region, das hat sicher auch noch diesen bekannten Effekt: religöse Erscheinungen, Fata Morganas und andere Wahnvorstellungen gedeihen am besten in der Wüste. Das ist bekannt. Und auch leicht nachvollziehbar.
Man denke nur an die alten Patriarchen, diese Nomadenhäuptlinge, die ständig ihre Schafe, Kamele, Frauen zählten und jeden potentiellen Feind als Nachbarn, nein, Nachbarn als Feind – halt alle außerhalb ihres Clans bekämpften.
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Das hängt vielleicht auch ein bisschen von den Frauen ab. Also, mir reicht die SinnlosReisende vollauf 😀
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Die Anzahl der konkurrierenden Religionen? Oder was hängt von den Frauen ab?
– ja, falls (eine, sie) zuhört: alles!
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