Valencia

Man sollte Architekten keinen Alkohol geben!

In Valencia fällt mir ein krasser Gegensatz auf: während es bei der altehrwürdigen Kathedrale nicht einmal für einen Turm gereicht hat, warten die modernen Gebäude mit allen Finessen auf, die einem Architekten einfallen können.

Kathedrale von Valencia ohne Turm
Eine Kathedrale ohne Turm? Eigenartig

Bei manchen Bauwerken hat man zwar den Eindruck, dass der Architekt etwas zu viel Sangria intus hatte, aber sehenswert sind sie allemal. Das hier ist entweder ein Auge oder die weiße Weltkugel in einem Raumschiff, das im Meer versinkt:

Das Auge von Valencia
Das Auge von Valencia

Hier wurde ein Baum solange in einer Kugel eingesperrt, bis er verdorrt ist. Quasi ein missglücktes Biosphären-Projekt:

Kuegel in Valencia
Verdorrter Baum in einer sinnlosen Kugel – Was will uns der Künstler damit sagen?

Bei diesem Bauwerk ist nicht überliefert, was sich der Architekt bei seiner Gestaltung gedacht hat. Vielleicht Haifisch? Oder Star Wars?

Gebäude
Ohne Worte

Diese wunderschöne Skulptur im Vordergrund trägt den Namen „der Baum in meinem Garten“. Naja, vielleicht nach einem Atomkrieg.

Der Baum in meinem Garten
Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Auch das Opernhaus lässt Raum für Interpretationen: Küchenschabe? Kakerlake? Raumschiff?

Opernhaus Valencia
Das Opernhaus von Valencia

Und hier noch die Ausgeburt des Wahnsinns: Eine gigantische Harfe mit Köpfen, die sich nach dem Wind drehen:

Kunst
Kunst muss man nicht verstehen…

Nun fragt man sich vielleicht, warum in Valencia so viele so ungewöhnliche Bauwerke stehen. Ganz einfach. Es ist nämlich so, dass Valencia regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht wurde, weil der Fluss Turia, der die Altstadt umschloss, über die Ufer trat. Das hatten die Bürger irgendwann satt und machten Nägel mit Köpfen: Sie verlegten den ganzen Fluss einfach großräumig. Dadurch wurde im ehemaligen Flussbett plötzlich ganz schön viel Platz in bester Citylage frei. Also veranstalteten die Valencianer einen Architekturwettbewerb. Bei Gestaltung und der Auswahl der Gewinnerprojekte floss offensichtlich reichlich Alkohol. Tja, das haben sie nun davon.

Essen und Trinken ist hier übrigens deutlich wichtiger als Arbeiten. Das Mittagessen beginnt um 14:00 Uhr und dauert mindestens zwei Stunden. Und wenn der Mitteleuropäer so gegen 22:00 Uhr langsam ins Bett geht, trifft man sich hier zum Abendessen. Ich durfte an einem zwölfgängigen Tapasmenü teilnehmen, von dem ich heute noch träume. Auf einem offenen Akazienholzfeuer gegrillter Babykalamar, zehn Stunden lang auf kleiner Flamme gegart und stündlich mit einer Marinade aus den Tränen einer Meerjungfrau beträufelt.

Gnocchi

Oder handgerollte Gnocchi aus bei Vollmond geernteten Chiasamen mit einem Kaviar-Trüffel-Pesto gefüllt, zwei Wochen in Eselsmilch eingelegt und dann im kaltgepressten Olivenöl vom heiligen Berg Olymp geröstet. Solche Sachen eben.

Sandburg
Sogar aus Sand bauen die Valencianer Meisterwerke

Autor: sinnlosreisen

Skurille Reiseerlebnisse zum Lachen

8 Kommentare zu „Valencia“

  1. Es ist durchaus keine Seltenheit das Kathedralen keine Türme haben wie zum Beispiel Notre Dame. Es war zwar früher ein Anspruch der Bischöfe Türme zu haben um die Macht zu zeigen, nur scheiterte es in vielen Fällen schlichtweg am Geld

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    1. Hi Stefan,
      Danke für die Hintergrundinfo. Man lernt nie aus.
      Mir fiel es halt auf, weil das Gebäude irgendwie unfertig aussieht, als ob etwas fehlen würde. Aber dann ist das auch geklärt – es fehlte eben am Geld.

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  2. Man kann Türme oder auch die ganze Fertigstellung um ein paar Jahrhunderte aufschieben. Siehe den Dom zu Köln. Das hat die moderne, die hektische Zeit verlernt, die moderne Architektur – sie planen lieblose, schnell aufzurichtende Betonmonstren. Vielleicht ist das dort anders, das sind erst die Rohbauten, ja, Rohentwürfe? Und die nächsten Generationen bauen dann weiter?

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      1. Sind wir nicht näher an Stueget? Da scheint man das ja auch zu können. Aber leider versagt dann die langfristige Perspektive: man hat die Chance vertan, den umweltfreundlichsten Flughafen der Welt, den verkehrsärmsten und damit möglicherweise auch drogenhandelsärmsten Bahnhofs überhaupt fertigzustellen. So wie schon die Hamburger sich den Titel der nässesten, aber auch leisesten Philharmonie nicht antun wollten. Denkt denn keiner weiter, über die modische, heutzeitliche Verwendung hinaus, an die Einträge in die Geschichtsbücher? (Wer weiß schon noch, warum die Ulmer unbedingt den höchsten Kirchturm wollten? Aber immerhin steht er. Auch in den Rekordverzeichnissen.)

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