Gastbeitrag als Gegenargumentation zu Marcos‘ „sinnlosen Reisen“ – Teil 4: Das Joch der Religionen
Hallo Leute, wieder Lust auf Neuigkeiten von unserer „Reise fürs Leben“?
Sagt euch Hebron etwas? Vom religiösen Hintergrund her: Hier sind Abraham und seine Frau Lea bestattet. Ein echt heiliger Ort – für alle 3 Weltreligionen. Denn auch die Muslime verehren Abraham als Stammvater.
Und genau da liegt auch das Problem des heutigen Hebron. Wenn wir dachten, mit dem Besuch bei Daoud seien wir am emotionalen Tiefpunkt angekommen – wir haben uns getäuscht! Ich glaube wenn wir das auf unsere Breiten übertragen wollten, müssten wir vermutlich 80 Jahre zurück gehen. Ich kannte „Gettos“ bisher nur aus Geschichtsbüchern. Hier habe ich gesehen, was Hass zwischen Menschen anrichten kann. Wirklich schlimm und wieder so unbeschreiblich „komplex“. Gibt es „die Guten“? Und wer sind „die Bösen“? Wer ist Täter, wer zählt zu den Opfern? Ich wage es nicht zu urteilen. Am Ende verlieren alle – nämlich ihre Zukunft.

Aber! Ja genau, ihr erinnert euch, was ich bezüglich Gastfreundschaft geschrieben habe? Nirgends haben wir das so krass erlebt wie bei unserem (ungeplanten) Mittagessen in Hebron. Ein Bus, 42 hungrige Franken und ein Restaurant, welches bis zum Anfragen „können wir bei euch was zu Mittag essen“ im Dornröschenschlaf gelegen war!
Und es war wieder so unfassbar lecker (Nicht-F!), was die Männer und Frauen innerhalb von 20 Minuten auf die Beine gestellt haben. Im wahrsten Sinne des Wortes: Stühle wurden aus dem Schuppen gezerrt und mit einem Lumpen – vermutlich war’s das Taschentuch vom Großvater den man von besagtem Lehnstuhl aufgescheucht hatte – notdürftig abgewischt, um uns entlang des Gehsteiges und zur Freude der ganzen Straße zu platzieren.


Übrigens: Unsicher haben wir uns in Hebron nicht gefühlt – auf keiner Seite des Stacheldrahtes.
Im nächsten Teil erzähle ich euch von unserem Aufenthalt in Jerusalem. Bis dann.