Chiang Rai

Chiang Rai gibt sich farbenfroh: ein weißer Tempel, ein blauer Tempel und ein goldenes Scheißhaus

Ich hatte schon im letzten Beitrag erwähnt, dass Thailands Norden in den letzten Jahrzehnten den Tourismus stark gefördert hat, um seine Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. In Chiang Rai findet man trotzdem immer noch an jeder Ecke kleine Läden, in denen man Joints aller Art kaufen kann. Da ich nicht rauche, konnte ich mit dem tollen Angebot nichts anfangen. Aber der Hippie-Verkäufer hatte Mitleid und schenkte mir einen Happy-Muffin. Als Schwabe kann ich bei kostenlosen Werbegeschenken natürlich nicht widerstehen. Dann schauten wir uns die Blumenausstellung an. Ein bisschen erinnerte das Ganze an die Blumeninsel Mainau, nur dass die exotischen Blumen hier nicht exotisch waren, sondern ganz gewöhnliche heimische Pflanzen.

Chiang Rai Blumenausstellung
Königliches Blumenboot
Flower Market Chiang Rai
Landesgartenschau auf thailändisch
Orchideen im Blumenmarkt Chiang Rai
Orchideenwelt
Schildkröte mit Märchenfiguren
Im Märchenwald
Riesige künstliche Blüte
Die Mutter aller Blüten
Glockenblumen und SinnlosReisender
Sinnloses Blumenkind

Nach einem späten Mittagsschläfchen im Hotelzimmer zogen wir abends wieder los, zu einem Flower Night Market. Da ich mal wieder an heftigem Unterzucker litt, warf ich mir den Muffin ein. Ich muss allerdings sagen, dass ich keinerlei Wirkung spüren konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um einen wirkstofffreien Keks für Kinder. So wie die Scheibe Wurst beim deutschen Metzger.

Der Clock Tower wechselte seine Farben so rasch, dass mir etwas schwummerig wurde. Ich konnte mich kaum losreißen, denn die pulsierenden Farben hatten irgendwie eine hypnotische Wirkung auf mich.

Dann stürzten wir uns in den opulent beleuchteten Stadtgarten. Der Muffin war definitiv wirkstofffrei, aber die Blumen erzeugten eine heitere Gelassenheit in mir.

Beleuchteter Blumenpark in Chiang Rai
Festbeleuchtung

An manchen Stellen hatten die Gartenarchitekten dann doch etwas übertrieben. Als rosafarbener Kunstnebel um meine Füße waberte, konnte ich ein Kichern nicht mehr unterdrücken.

Night Market Chiang Rai
Die Farbe Rosa

Beim Anblick von Cinderella, deren Kleid aus rosa Blumen bestand, überkam mich ein hysterischer Lachanfall, was bei den anwesenden thailändischen Damen für mittelschwere Irritationen sorgte.

Flowers in night market
Cinderella mit Blumenkleid – überhaupt nicht kitschig

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich meine Lachmuskeln wieder einigermaßen im Griff hatte. Dann durchschritt ich erwartungsfroh den Tunnel der Liebe, an dessen Ende mich eine romantische Überraschung erwartete.

Tunnel of love in Chiang Rai
Tunnel of Love
Löwe mit Rose im Mund
Überraschung am Ende des Tunnels: Trust me, I’m a Latin Lover!
I Love you
Ja, mein Löwe, ich liebe dich auch…

Das haute mich vollends um, ich konnte vor Lachen nicht mehr stehen. Ich setzte mich zu meinen Freunden, den debilen Pilzen, mit denen ich auf Anhieb eine Beziehung auf Augenhöhe entwickelte.

Pilzfiguren
Meine Freunde, die Pilze

Ein dämliches Grinsen hatte sich irgendwie in meinem Gesicht festgesetzt und so machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel. Unterm Strich war das ein sehr unterhaltsamer Abend. Nur der Muffin zeigte immer noch keine Wirkung.

Der blaue Tempel

Am nächsten Morgen besuchten wir den blauen Tempel. Er wurde erst 2016 fertiggestellt und zeigt, dass auch moderne Bauten schön sein können. Blau und Gold harmonieren einfach prächtig.

Wächter im Blue Temple Chiang Rai
Blue Women Group
Dragons in blue temple chiang Rai
Die Schlange Naga
Blauer Tempel Chiang Rai
Der blaue Tempel
Blaue Figur mit Flügeln in Chaimg Rai
Possierlich
Inside blue temple Chiang Rai
Blau

Der weiße Tempel

Der Bau des Wat Rong Khun, so heißt der Weiße Tempel offiziell, wurde erst 1997 von einem wohlhabenden Künstler begonnen, der aus seinem Vermögen und mit Hilfe von Spenden einen Beitrag zur Entwicklung der Region leisten wollte. Die Fertigstellung ist auf das Jahr 2070 terminiert, aber so lange wollten wir nicht warten. Auch jetzt schon ist der Tempel absolut sehenswert und zieht Touristen und lichtscheues Gesindel gleichermaßen an.

Monster vor dem weißen Tempel in Chiang Rai
Passanten auf dem Weg zum Eingang des Tempels
White temple Chiang Rai
Der weiße Tempel
White temple Chiang Rai
Gepflegter Rasen
White temple Chiang Rai
Licht und Schatten

Der Tempel strahlt in einem so überirdisch hellen Weiß, dass schon manche Kameraelektronik durchgeschmort ist. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass die ganzen Ornamente mit unzähligen Spiegelbruchstücken dekoriert sind, die das Sonnenlicht reflektieren.

Ornamente am White temple Chiang Rai
Spiegelnde Ornamente

Will man das Innere des Tempels betreten, muss man eine Brücke mit einem Wächter überqueren, der angeblich bis tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken kann. Er lässt nur absolut reine Seelen eintreten, wie beispielsweise meine. Hüstel, hüstel.

Wächter am White temple Chiang Rai
Der Wächter hat eine unreine Seele neben mir entdeckt

Wer Rabattmarken fälscht oder mit dem Enkeltrick alte Mütterchen betrügt, wird gnadenlos aussortiert. Rübe ab und rein in die Grube der Verdammten.

Hände am White temple Chiang Rai
Die Grube der Verdammten ist schon ziemlich voll

Die Trophäensammlung neben dem Eingang beweist, dass der Wächter im Großen und Ganzen ein ganz gutes Gespür für unlautere Gesellen hat, aber man sollte sich trotzdem auch als ehrlicher Tourist in Acht nehmen.

Schrumpfköpfe am White temple Chiang Rai
Trophäensammlung

Am Besten betet man vor dem Betreten des weißen Tempels noch mal zu den Schutzgöttern. Die aufgeschriebenen frommen Wünsche werden dann an Ständern aufgehängt, die sich zu beeindruckenden Bäumen auftürmen.

Gebetsbaum am White temple Chiang Rai
Gebetsbaum – Jedes Zettelchen ein frommer Wunsch
Buddhafigur
Der Erhabene erhört die Gebete. Aber erst, wenn er mit der Meditation fertig ist.

Wenn die Abenddämmerung näher rückt und die Schatten länger werden, beginnen die Felsen zu leben. Hier entstehen prächtige Albträume für die nächste Nacht.

Monster aus Stein
Der Stein lebt
Monster
Ohne Worte

Der goldene Tempel und das goldene Klo

Direkt neben dem weißen Tempel befindet sich der goldene Tempel, der dem Elefantengott Ganesha gewidmet ist. Dieser Tempel wäre für sich allein genommen eine beachtliche Sehenswürdigkeit. Neben dem weißen Tempel verblasst er aber dennoch und allenfalls ein paar Instagram-Sternchen verwenden ihn als Hintergrund für ihre Selfies.

Golden temple Chiang Rai
Der goldene Tempel

Auf Reisen ist die Toilettensituation immer ein wichtiger Punkt, insbesondere wenn man in ein Alter kommt, in dem die Blase den Tages- und Nachtrhythmus vorgibt. Wenn es um die Toiletten geht, gewinnt Chiang Rai eindeutig den Pokal, denn hier gibt es ein goldenes Klohäuschen, das alle Ansprüche des Reisenden übertrifft.

Golden Toilet Chiang Rai
Pinkeln wie ein Kaiser: das goldene Toilettenhäuschen

Avatar von Unbekannt

Autor: sinnlosreisen

Geschichten über die lustige Seite des Urlaubs

36 Kommentare zu „Chiang Rai“

  1. Hm, der herrliche, antike blaue Tempel von 2016 😉 Ist schon eine Märchenwelt, die die Thailänder da geschaffen haben. Ich kann mir gut vorstellen, wie ich dort traumwandele durch die mystischen Nebelgärten nach dem Genuss der unwirksamen, verhexten Muffins… dabei hast du dich so standhaft jeder schädlichen Substanz zu erwehren versucht 😉

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  2. Wahnsinns Kulisse – da braucht es weder Muffins noch sonst ein berauschendes Mittelchen, eher ein Gegenmittel!
    Der weiße Tempel hingegen ist ein richtiges Schmuckstück, das sieht richtig märchenhaft aus. Beeindruckend finde ich auch, mit welcher Kreativität und Hingabe das alles dekoriert ist. Wobei die debilen Pilze und Cinderella vielleicht doch muffingestützter Phantasie entsprungen sind…

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    1. Ja, da gibt es an jeder Ecke was aufs Auge. Thailand ist ja grundsätzlich bunter als Deutschland, aber manchmal gleitet es halt auch in Kitsch ab. Aber auch das wird dort wohl gerne gesehen. 😁

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  3. Wahnsinn, so viel Aufwand. Aber so ein Klo auf deutschen Autobahnen … wow …
    Stünde vermutlich nur 5 Stunden dort und der Rest wäre mit Sprühlack und Klo-Witzen veredelt

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  4. Was für eine architektonische und auch florale Pracht, gekrönt durch ein Blumenkind unter der Trockenhaube! Da brauche ich noch nicht mal einen Happy-Muffin, um mich daran zu erfreuen 😁. Um euren unterhaltsamen Abend beneide ich euch. Viel zu lange ist es her, dass ich in hysterisches Gelächter ausgebrochen bin. Wie viele Meter hat die Sinnlosreisende eigentlich Abstand gehalten zu dir, damit niemand auf die Idee kommen konnte, sie gehöre womöglich dazu 😇?

    Die prächtigen Tempel und die albtraumfördernden Fabelgestalten haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich glaube, so langsam werde ich reif für Thailand. Das opulente Klohäuschen ist natürlich auch ein gewaltiges Plus.

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    1. Tja, ich kann Thailand nur empfehlen. Neben den vielen sehenswerten Orten kommt ein warmes Klima, freundliche Menschen und ein unkompliziertes und preiswertes Verkehrssystem dazu. Man darf halt nicht nach Pattaya oder Phuket, wo die Pauschal- und Sextouristen residieren.
      @Abstand: die SinnlosReisende bleibt immer in meiner Nähe, damit sie mich mit einem Tritt gegen das Schienbein jederzeit zur Vernunft bringen kann 😉

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  5. Wow!! Krass!!

    Die Spiegelscherben an dem schneeweißen Tempel erzeugen wirklich einen fantastischen Effekt. Und dann noch perfekt fotografiert, mit der Spiegelung im Wasser und ohne Menschen im Bild.

    Das Toilettenhäuschen wird mein neuer Referenzbau für Architekturkritik: „Sogar das Klo in Chang Rai ist größer, schöner und gemütlicher als der Bahnhof von Mannheim.“

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    1. Die störenden Menschen hatte vorher der Wachtposten mit dem Schwert beseitigt 😁.
      Und ja, das goldene Klo hat uns auch sehr beeindruckt. Wenn man die Bahnhofstoiletten in Europas Großstädten kennt, weiß man das zu schätzen.

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  6. Es ist vermutlich dem sonnenverwöhnten Land und seiner Bevölkerung geschuldet, dass man so freizügig mit teils durchaus eigenartigen Gestalten umgeht. Man stelle sich die Drachen etc. beispielsweise im schottischen Nebel, etwa bei Loch Ness, vor…
    Was das Klohäuschen angeht, so muß ich das Foto mal raussuchen, da kann ich auch mit einem hübschen aufwarten: Zwar nicht sein privates, denn er hatte da anscheinend sehr spezielle Angewohnheiten, aber doch ein öffentliches Hundertwasser – Klohäuschen in Neuseeland. Ebenfalls recht bunt, selbst ohne Drogen.

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