Ich hatte schon im letzten Beitrag erwähnt, dass Thailands Norden in den letzten Jahrzehnten den Tourismus stark gefördert hat, um seine Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. In Chiang Rai findet man trotzdem immer noch an jeder Ecke kleine Läden, in denen man Joints aller Art kaufen kann. Da ich nicht rauche, konnte ich mit dem tollen Angebot nichts anfangen. Aber der Hippie-Verkäufer hatte Mitleid und schenkte mir einen Happy-Muffin. Als Schwabe kann ich bei kostenlosen Werbegeschenken natürlich nicht widerstehen. Dann schauten wir uns die Blumenausstellung an. Ein bisschen erinnerte das Ganze an die Blumeninsel Mainau, nur dass die exotischen Blumen hier nicht exotisch waren, sondern ganz gewöhnliche heimische Pflanzen.






Nach einem späten Mittagsschläfchen im Hotelzimmer zogen wir abends wieder los, zu einem Flower Night Market. Da ich mal wieder an heftigem Unterzucker litt, warf ich mir den Muffin ein. Ich muss allerdings sagen, dass ich keinerlei Wirkung spüren konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um einen wirkstofffreien Keks für Kinder. So wie die Scheibe Wurst beim deutschen Metzger.
Der Clock Tower wechselte seine Farben so rasch, dass mir etwas schwummerig wurde. Ich konnte mich kaum losreißen, denn die pulsierenden Farben hatten irgendwie eine hypnotische Wirkung auf mich.






Dann stürzten wir uns in den opulent beleuchteten Stadtgarten. Der Muffin war definitiv wirkstofffrei, aber die Blumen erzeugten eine heitere Gelassenheit in mir.

An manchen Stellen hatten die Gartenarchitekten dann doch etwas übertrieben. Als rosafarbener Kunstnebel um meine Füße waberte, konnte ich ein Kichern nicht mehr unterdrücken.

Beim Anblick von Cinderella, deren Kleid aus rosa Blumen bestand, überkam mich ein hysterischer Lachanfall, was bei den anwesenden thailändischen Damen für mittelschwere Irritationen sorgte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich meine Lachmuskeln wieder einigermaßen im Griff hatte. Dann durchschritt ich erwartungsfroh den Tunnel der Liebe, an dessen Ende mich eine romantische Überraschung erwartete.



Das haute mich vollends um, ich konnte vor Lachen nicht mehr stehen. Ich setzte mich zu meinen Freunden, den debilen Pilzen, mit denen ich auf Anhieb eine Beziehung auf Augenhöhe entwickelte.

Ein dämliches Grinsen hatte sich irgendwie in meinem Gesicht festgesetzt und so machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel. Unterm Strich war das ein sehr unterhaltsamer Abend. Nur der Muffin zeigte immer noch keine Wirkung.
Der blaue Tempel
Am nächsten Morgen besuchten wir den blauen Tempel. Er wurde erst 2016 fertiggestellt und zeigt, dass auch moderne Bauten schön sein können. Blau und Gold harmonieren einfach prächtig.





Der weiße Tempel
Der Bau des Wat Rong Khun, so heißt der Weiße Tempel offiziell, wurde erst 1997 von einem wohlhabenden Künstler begonnen, der aus seinem Vermögen und mit Hilfe von Spenden einen Beitrag zur Entwicklung der Region leisten wollte. Die Fertigstellung ist auf das Jahr 2070 terminiert, aber so lange wollten wir nicht warten. Auch jetzt schon ist der Tempel absolut sehenswert und zieht Touristen und lichtscheues Gesindel gleichermaßen an.




Der Tempel strahlt in einem so überirdisch hellen Weiß, dass schon manche Kameraelektronik durchgeschmort ist. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass die ganzen Ornamente mit unzähligen Spiegelbruchstücken dekoriert sind, die das Sonnenlicht reflektieren.

Will man das Innere des Tempels betreten, muss man eine Brücke mit einem Wächter überqueren, der angeblich bis tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken kann. Er lässt nur absolut reine Seelen eintreten, wie beispielsweise meine. Hüstel, hüstel.

Wer Rabattmarken fälscht oder mit dem Enkeltrick alte Mütterchen betrügt, wird gnadenlos aussortiert. Rübe ab und rein in die Grube der Verdammten.

Die Trophäensammlung neben dem Eingang beweist, dass der Wächter im Großen und Ganzen ein ganz gutes Gespür für unlautere Gesellen hat, aber man sollte sich trotzdem auch als ehrlicher Tourist in Acht nehmen.

Am Besten betet man vor dem Betreten des weißen Tempels noch mal zu den Schutzgöttern. Die aufgeschriebenen frommen Wünsche werden dann an Ständern aufgehängt, die sich zu beeindruckenden Bäumen auftürmen.


Wenn die Abenddämmerung näher rückt und die Schatten länger werden, beginnen die Felsen zu leben. Hier entstehen prächtige Albträume für die nächste Nacht.


Der goldene Tempel und das goldene Klo
Direkt neben dem weißen Tempel befindet sich der goldene Tempel, der dem Elefantengott Ganesha gewidmet ist. Dieser Tempel wäre für sich allein genommen eine beachtliche Sehenswürdigkeit. Neben dem weißen Tempel verblasst er aber dennoch und allenfalls ein paar Instagram-Sternchen verwenden ihn als Hintergrund für ihre Selfies.

Auf Reisen ist die Toilettensituation immer ein wichtiger Punkt, insbesondere wenn man in ein Alter kommt, in dem die Blase den Tages- und Nachtrhythmus vorgibt. Wenn es um die Toiletten geht, gewinnt Chiang Rai eindeutig den Pokal, denn hier gibt es ein goldenes Klohäuschen, das alle Ansprüche des Reisenden übertrifft.

Betörende Bilder, Marco. Buddhas, Fabelwesen, in irren Farben. Warum entgehen dir mir immer? 🙂 In jedem Fall wunderschön und eine Märchenwelt – vergiss Disney! Oder hat der Muffin dich dann doch verzaubert?
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Wir haben uns tatsächlich manchmal wie im Märchenland gefühlt. Der Muffin war schon irgendwie verdächtig, aber meine Kamera hat keinen gegessen. Also muss es wohl wirklich so bunt gewesen sein 😃
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Hm, der herrliche, antike blaue Tempel von 2016 😉 Ist schon eine Märchenwelt, die die Thailänder da geschaffen haben. Ich kann mir gut vorstellen, wie ich dort traumwandele durch die mystischen Nebelgärten nach dem Genuss der unwirksamen, verhexten Muffins… dabei hast du dich so standhaft jeder schädlichen Substanz zu erwehren versucht 😉
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Ja klar, immer schön diszipliniert bleiben 😂
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Tolle Eindrücke! Wie gut, dass der Muffin so völlig ohne Wirkung war … sonst hättest du dich vielleicht bei dem rosa Nebel und dem rosa Kleid völlig gehen lassen 😉 🙂
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Ja, gut möglich. So viel rosafarbenen Kitsch findet man selten in einer einzigen Stadt.
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Ein Farbenrausch auch ohne Muffin😉
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Ja, unglaublich, gell?
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Unglaublich, das alles mutet wie ein großer Erlebnispark an. Fehlt nur noch die Achterbahn 🙂
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Stimmt. Bundesgartenschau ist ein Witz dagegen.
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Haha, dort gäbe es mit Sicherheit auch keine makabren Ecken 🙂
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Ach, herrjeh!! (das erste Bild)
Aber der Glockenhut ist schick. *daumenrauf*
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Danke! Immer mit der lokalen Mode gehen!
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Wahnsinns Kulisse – da braucht es weder Muffins noch sonst ein berauschendes Mittelchen, eher ein Gegenmittel!
Der weiße Tempel hingegen ist ein richtiges Schmuckstück, das sieht richtig märchenhaft aus. Beeindruckend finde ich auch, mit welcher Kreativität und Hingabe das alles dekoriert ist. Wobei die debilen Pilze und Cinderella vielleicht doch muffingestützter Phantasie entsprungen sind…
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Ja, da gibt es an jeder Ecke was aufs Auge. Thailand ist ja grundsätzlich bunter als Deutschland, aber manchmal gleitet es halt auch in Kitsch ab. Aber auch das wird dort wohl gerne gesehen. 😁
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Jetzt weiß ich, warum alle Bach Thailand fahren! So schön bunt. Gut, dass man „den Farbfilm“ nicht mehr „vergessen“ kann…😁
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Stimmt 😂. Viele denken bei Thailand nur an Strand und Sextourismus, aber es gibt dort jede Menge wunderbare Orte.
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Wahnsinn, so viel Aufwand. Aber so ein Klo auf deutschen Autobahnen … wow …
Stünde vermutlich nur 5 Stunden dort und der Rest wäre mit Sprühlack und Klo-Witzen veredelt
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Da könntest du recht haben. Deshalb: Jedes Volk bekommt die Klos, die es verdient…
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Was für eine architektonische und auch florale Pracht, gekrönt durch ein Blumenkind unter der Trockenhaube! Da brauche ich noch nicht mal einen Happy-Muffin, um mich daran zu erfreuen 😁. Um euren unterhaltsamen Abend beneide ich euch. Viel zu lange ist es her, dass ich in hysterisches Gelächter ausgebrochen bin. Wie viele Meter hat die Sinnlosreisende eigentlich Abstand gehalten zu dir, damit niemand auf die Idee kommen konnte, sie gehöre womöglich dazu 😇?
Die prächtigen Tempel und die albtraumfördernden Fabelgestalten haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich glaube, so langsam werde ich reif für Thailand. Das opulente Klohäuschen ist natürlich auch ein gewaltiges Plus.
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Tja, ich kann Thailand nur empfehlen. Neben den vielen sehenswerten Orten kommt ein warmes Klima, freundliche Menschen und ein unkompliziertes und preiswertes Verkehrssystem dazu. Man darf halt nicht nach Pattaya oder Phuket, wo die Pauschal- und Sextouristen residieren.
@Abstand: die SinnlosReisende bleibt immer in meiner Nähe, damit sie mich mit einem Tritt gegen das Schienbein jederzeit zur Vernunft bringen kann 😉
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Besser isses 🤣😁
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Dieser Form- und Farbenrausch würde mich überfordern. Yo! Ich bin nämlich in einer völlig reizarmen Umgebung aufgewachsen. Verrückte Reportage, irre Fotos. Gut, dass du den Muffin nicht geraucht hast.
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Ja, ungeübte Augen bekommen da schnell mal eine spontane Netzhaut-Ablösung.
Muffins rauchen klingt innovativ, könnte aber ziemlich qualmen. Freiwillige gesucht!
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Wow!! Krass!!
Die Spiegelscherben an dem schneeweißen Tempel erzeugen wirklich einen fantastischen Effekt. Und dann noch perfekt fotografiert, mit der Spiegelung im Wasser und ohne Menschen im Bild.
Das Toilettenhäuschen wird mein neuer Referenzbau für Architekturkritik: „Sogar das Klo in Chang Rai ist größer, schöner und gemütlicher als der Bahnhof von Mannheim.“
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Die störenden Menschen hatte vorher der Wachtposten mit dem Schwert beseitigt 😁.
Und ja, das goldene Klo hat uns auch sehr beeindruckt. Wenn man die Bahnhofstoiletten in Europas Großstädten kennt, weiß man das zu schätzen.
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Noch schlimmer als Europas Großstädte sind Europas Kleinstädte, da gibt es nämlich gar keine Möglichkeit.
(Außer Park oder Friedhof.)
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Ja, richtig. Und dann wundert sich die Stadtverwaltung, dass es im Park nach Urin stinkt.
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Es ist vermutlich dem sonnenverwöhnten Land und seiner Bevölkerung geschuldet, dass man so freizügig mit teils durchaus eigenartigen Gestalten umgeht. Man stelle sich die Drachen etc. beispielsweise im schottischen Nebel, etwa bei Loch Ness, vor…
Was das Klohäuschen angeht, so muß ich das Foto mal raussuchen, da kann ich auch mit einem hübschen aufwarten: Zwar nicht sein privates, denn er hatte da anscheinend sehr spezielle Angewohnheiten, aber doch ein öffentliches Hundertwasser – Klohäuschen in Neuseeland. Ebenfalls recht bunt, selbst ohne Drogen.
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Eine Hundertwasser-Toilette ist auch bestimmt sehr anregend. Das goldene Klo war aber unabhängig von irgendwelchen Drogen golden, da lege ich Wert drauf.
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grad kommt das Link zu Deinem herrlicher Muffinbeitrag mit den irren Fotos aus Chiang Rai bei mir hochgeploppt, und ich amüsiere mich wieder köstlich!
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Oh, so spät? Aber es ist nie zu spät für ein Lachen.
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hihi, nee, habs zum zweiten Mal gelesen
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habs zum zweiten Mal gelesen… wieso ich jetzt als Anonymos antworte pder als zusatz Deiner Antwort versteh ich nicht, lg sabine
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Ich hab bei mir die Kommentare so eingestellt, dass man auch ohne WordPress Anmeldung posten kann. Daher dann anonymous, wenn du gerade nicht angemeldet bist.
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ah, Danke! Hab einen schönen Tag,
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