Gastbeitrag als Gegenargumentation zu Marcos‘ „sinnlosen Reisen“ – Teil 1: Wie konnte es eigentlich soweit kommen?
Lieber Marco und alle Leser deines „sinnlosen Reiseblogs“,
als mir Marco von der Umsetzung seines langgehegten Wunsches, „ich will Blogger werden“ (frei nach Grisu, dem kleinen Drachen, der Feuerwehrmann werden wollte) erzählte, war ich erst mal ganz perplex:
Marco ist unter die Blogger gegangen? Hä, hat ihn das Virus erwischt? Oder ist der Lagerkoller im Homeoffice soooo schlimm?
Aber auf den zweiten Gedanken und mit seiner Erläuterung, dass es zwar ein Reiseblog, aber inhaltlich eine eigentlich schräge Veranstaltung ist, habe ich ihn dann doch wieder entdeckt, „meinen Marco“.
Zu meiner Beziehung zu Marco (unsere Frauen müssen keine Angst um uns haben!) schreibe ich am Schluss noch Einwas. Und hier haben alle Nicht-Franken schon was gelernt: „Einwas“ – ein nicht allzu weit verbreitetes aber in Teilen Frankens durchaus gebräuchliches Wort – ist eigentlich selbsterklärend, oder? So wie „viertel Fünf“ = 16:15 Uhr.
Selbstverständlich war ich sofort Feuer und Flamme und habe Marco ad-hoc angeboten, den kompletten Gegenentwurf eines „sinnlosen Reiseblogs“ für ihn als Gastbeitrag zu schreiben.
Und somit versuche ich mich heute zum ersten Mal in meinem Leben als Blogger – zumindest außerhalb des Berufsalltags, wo E-Mails ja langsam „out“ sind.
Angekündigt war diese Reise als „Eine Reise fürs Leben“.
Wow, hört sich mächtig an. Also „schwere Kost“?
Nun, wenn man jetzt noch das Ziel kennt – Israel und Palästina – werden vermutlich die mittlerweile 50% Bevölkerung in unserem Staate, die sich laut jüngsten Umfragen nicht mehr den „beiden großen Kirchen“ verbunden fühlen, den Flyer schon mal in der runden Tonne ablegen.
Nicht wir – meine Frau und ich!
Das hört sich nach „Prävention gegen eine vorgezogene Midlife-Crisis“ an. Genau das richtige für uns.
Aber halt, sind wir nicht viel zu jung? Wir haben ja noch nicht mal eine 5 im Beginn unserer Altersangabe. Oh Gott (es geht ja schließlich ins „Heilige Land“), wir sprengen sicherlich den Altersschnitt der Gruppe. Müssen wir vielleicht damit rechnen, dass das Programm entgegen den Inhalten im Flyer vor Ort wegen der „Performance“ der Teilnehmer abgeändert werden muss? Wellness statt Wüste und Wadi?
Lange überlegt – wir wagen es.
Und dann geht’s los. Halt Stop: Nicht die Reise. Sondern die Vorbereitungstreffen. 3 an der Zahl + 5 Infobriefe. Weil es soll ja die „Reise fürs Leben“ werden und nicht ein sinnloses in der Welt Rumgefahre.
Beim zweiten Vorbereitungstreffen entdecken wir: Der Reli-Lehrer unseres Sohns ist dabei. Panik! Rückzieher? Wir wissen nach der Reise Dinge über den Reli-Lehrer, die unser Sohn besser nicht wissen sollte! Ach, Augen und Ohren zu und durch!
So, Marco, die erste Seite ist voll und wir sind noch gar nicht unterwegs.
Deshalb mein Vorschlag – will ja deine „Fangemeinde“ nicht verschrecken – wir machen einen Fortsetzungs-Reiseblog.
Tschüs und bis zum nächsten Mal – wer Lust auf mehr hat. Und dann gibt’s auch Bilder.
Teil 2: Anreise und Aufwärmprogramm
Hallo lieber Marco und geneigte Leser. Teil 1 scheint Euch ja nicht komplett abgeschreckt zu haben …
Also, dann wollen wir mal. Es geht auf Ende August zu. Im Jahre des Herrn 2019.
Mit dem Bus von Franken nach Frankfurt – unterwegs sollen wir unseren Reiseleiter in Goldbach mitnehmen – und die Misere nimmt ihren Lauf: An welcher der gefühlt 15 Bushaltestellen wollte er bereitstehen? Mit dem Riesen-Bus (wir sind ja schließlich 42 Teilnehmer) in dem Kaff fast noch verkeilt – finden wir unseren Johannes Zang (den Namen schreibe ich Euch absichtlich, da Johannes davon lebt, Reisegruppen ins Heilige Land zu begleiten; soviel zu Marcos Statement, dass dieser Blog keine Werbung enthält) und kommen heil am Flughafen an.
Gruppen-Check in – wir sind spät dran. Schwitz trotz Klimaanlage! Gut, für die Flughafenkapelle reicht’s nicht mehr – aber alle sind rechtzeitig am Gate. 30 Minuten vor Abflug: Die Lufthansa Mühle ist verreckt (ein weiterer fränkischer Begriff, er steht für „defekt“; ich markiere alle fränkischen Begriffe ab sofort mit einem „(F)“ der Einfachheit halber)! Ersatzmaschine und neue Crew müssen von München eingeflogen werden. Warten. Zeit für einen Rosenkranz …
Nach 3 Stunden ist der Flieger da. Alle rein, Türen zu und los. Kaum sind die Räder eingefahren gilfen (F) die Weiber drei Reihen hinter uns: „Wo bleibt der Sekt?“ Fremdschämen: Die gehören zu unserer Reisegruppe! Wir stellen uns schlafend.
Wir landen sicher in Tel Aviv, Einreise kein Problem – hat auch wirklich keiner seinen Reisepass vergessen und alle sind noch gültig, alles Gepäck da, der Bus für unsere „Reise fürs Leben“ vor Ort wartet vor dem Ankunftsgebäude.
Wir fahren in die Nacht hinein nach Süden – in die Negev-Wüste. Bei der Ankunft in der Jugendherberge – Jugendherberge? Bei dem Durchschnittsalter? Hm, dient vielleicht der Motivation für den nächsten Tag – wartet bereits ein Buffet aus Dutzenden lokalen Speisen auf uns. Danach ein israelisches Bier. Essen „gar nicht mal so schlecht“ (F), Bier trinkbar – Reise gerettet!
Ich will hier anmerken: Wenn der Franke sagt „Das Essen ist gar nicht mal so schlecht“, dann ist das die höchst mögliche Auszeichnung an die Köchin (in Franken kochen in der Regel die Frauen – fragt nicht warum, ihr habt meine Kinder noch nicht gehört, wenn ich’s mal versucht habe …), die überhaupt in unseren Breiten ausgesprochen wird bzgl. Geschmack und Menge! Alles, was mindestens dem Status „Der Hunger treibt’s nei“ entspricht, kann als genießbar und auskömmlich verstanden werden.
Die fränkische Kochbewertung hat natürlich noch mehr Abstufungen, die ich hier gar nicht alle nennen möchte. Eine, die Euch eventuell mal in unserer Region begegnet und die Ihr kennen solltet: Schweigen! Der Franke an sich ist faul und deshalb auch gerne mal schweigsam. Also Schweigen am Tisch bedeutet: „Nix gered is gelobt genug“.
Der nächste Morgen.
Alle Wecker klingeln (wir sind 1 Stunde vor Deutschland). Nur einer nicht. Wir merken es als wir unser Gepäck in den Bus verladen. Dreimal „Hammelsprung“: Da fehlen echt 2. Aber wer? Wir kennen uns ja noch gar nicht – und haben schon ein erstes „Feindbild“.

„Lauft schon mal los an den Rand des Kraters“ – wir wollen eine Wüsten-Krater-Wanderung machen; zum akklimatisieren sozusagen – „und wartet dort auf mich. Ich hole die beiden Fehlenden schnell.“ Schnell? Machst Du Witze? Die beiden sind 70+!
Nach 45 Minuten – wir sind noch keinen einzigen Meter in den 200 Meter tiefen Krater abgestiegen und trotzdem schon tropfnass geschwitzt – geht’s endlich los.

Nach 3 Stunden Wüstenwanderung, einem „geistlichen Impuls“ und 4 Liter Wasser pro Person kommen wir am Bus an. Dieser ist dank unseres palästinensischen Fahrers Mohammed und nach örtlicher Mentalität schön sauber auf 15°C runter gekühlt. Gesund ist das nicht. Mohammed, denk bitte ans Durchschnittsalter: Lungenentzündungen und so …
Aber juhu, als nächstes geht’s ans Meer zum Abkühlen!
Oh Mist, wir fahren ja nicht ans „Rote“, sondern ans „Tote“ Meer.
Macht nix! Wir sind nicht zum Spaß hier. Voller Euphorie die Badehose an und los.
Bevor ich im Wasser bin habe ich mir schon die Fußsohlen am heißen Sand verbrannt: Hennadreck! (F); steht für „so ein unglücklicher Umstand“. Aber dann die völlige Entspannung: Bei 40°C Wassertemperatur „Eier kochen“ und Zeitung lesen. Und bloß keinen Tropfen Wasser ins Auge bringen. Gar nicht so einfach sag ich Euch. Wenn Deine Körperform die größte Ausdehnung in der Körpermitte aufweist, musst Du erst mal den Kopf oben halten können bei 33%iger Salzlauge. Der „beschleunigte“ Auftrieb sorgt dabei für eigentlich lustige Haltungsnoten. Aus ästhetischen Gründen verzichte ich auf das Hochladen von Bildern!
Und was sag ich Euch: Der erste Kreislaufkollaps! Also rein in den Bus. Bei 15°C runterkühlen. Weil: Wir sind ja nicht zum Spaß hier.
Noch ein schneller Snack im Schatten (bei fast 45°C). Einfach, aber trotzdem „nicht schlecht“ (F). Weiter geht’s.
Noch schnell ein Stop in „En Gedi“, dem alttestamentlichen Ort des „Hohenliedes der Liebe“. Freunde ich sag Euch: Durchgeschwitzt bis auf die Unterhose bei 40°C und Luftfeuchtigkeit am Anschlag kommen wenig erotische Gefühle auf! Trotzdem: schön war’s.


Wir fahren nach Bethlehem zur nächsten Übernachtung – und zum Weihnachten-Feiern im August.
Aber dazu mehr in meinem nächsten Beitrag. Also wer mag: „Mir sehn uns!“ – äh oder so ähnlich.
Teil 3: Wir steigen ein
Servus Leute, hier bin ich wieder …
Wir sind mittlerweile in Bethlehem angekommen. Das liegt im palästinensischen Autonomiegebiet – also „hinter der Mauer“. Nicht nur alle Berliner über 35 Jahre unter uns hat das Ausmaß dieses Monstrums erschreckt: 9 Meter hoch. Kilometer lang durch die ganze Stadt. Da ist er doch, der erste Eindruck von „schwerer Kost“.


So schwer das für die „Palästinenser“ hinter der Mauer auch ist: Freundlichkeit, Offenheit und Lebensfreude – wo immer wir hinkommen. Zugegebenermaßen: Je prekärer die Situation vor Ort, umso lieber sind wir gesehen. Klar, da wo 42-facher fränkischer Hunger, Durst und Einkaufswut aufschlagen, wird auch der Opa aus dem Lehnstuhl im Schatten aufgescheucht, um mit anzupacken.
Aber zurück nach Bethlehem: Wir checken ein im Gästehaus eines Ordens mit angeschlossenem Waisenhaus. Schluck! Schwere Kost zweites Kapitel. Wir hören Geschichten, die uns nicht kalt lassen. Ich hatte mehrere Päckchen Gummibärchen mitgebracht – und war sofort der „Chef“. So viele Kinder hatte ich bei keinem „Fang den Indiander“-Spiel auf den Geburtstagen meiner Kinder an mir hängen!
Aber was wäre ein Besuch in Bethlehem ohne in unsere christliche Tradition einzutauchen:
Gottesdienst in einer der Höhlen an den „Hirtenfeldern“ und natürlich der Höhepunkt: Die Geburtsbasilika.
Die Türe – der Begriff ist schon fast ein Frevel und im Vergleich zu Marcos Hotelzimmertüre in Thessaloniki eigentlich ein Mauseloch – müssen wir erst mal alle überwinden. Aber sie ist fast so breit wie hoch (ca. 80cm). Mit vereinten Kräften bringen wir alle durch! Drinnen: Anstellen. Wir wollen in die Geburtsgrotte. Nach 45 Minuten (es ist wenig los!) sind wir auf den Stufen nach unten. Dann: Schweigen, Andacht: Hier wurde Jesus geboren. Unfassbar! Ich berühre den 14-zackigen Geburtsstern: Genau hier – vor über 2000 Jahren. Dann stimmt Johannes an: „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – 42 stimmgewaltige, katholische Franken mitten im August. Alle anderen flüchten. Wir sind ergriffen, es rollen Tränen der Rührung. Ich weiß, was ihr sagen wollt: „Ein Franke heult nicht!“ Es muss Ausnahmen geben. Heute ist eine.

Jetzt haben alle Hunger: Der beste Falafel Laden am Platz wird gestürmt. Die Fritteuse läuft auf Hochtouren. Der Falafel-Fritteur (sagt man so?) schwitzt wie verrückt. Eigentlich sind die Dinger gar nicht so salzig, klärt uns Johannes auf – Schluck! Was solls: Rein damit. Es ist 12 Uhr mittags und die schmecken „gar nicht schlecht“ (F); 2. Stufe. Auch das solltet Ihr wissen: Es gibt nix schlimmeres als wenn ein Franke hungrig ist.
Noch einen Tee beim „fliegenden Teeverkäufer“, Gewürze für Daheim bei Johannes Gewürzhändler des Vertrauens und einmal über den Geflügelmarkt schlendern.
Oh nein, Leute: Wir waren das nicht! Es war August und wir waren in Bethlehem – und nicht im Dezember in Wuhan!
Am Abend schlägt Johannes vor, in einer Bar einen Absacker zu nehmen. Na klar, ein so richtig orientalischer Abend bei Tee und Bauchtanz – warum nicht?
Den Laden musst Du erst mal finden. Aber Johannes kennt ja die Besitzerin. Schallplatten an der Schiebetür. Beatles und Rolling Stones! Äh? Und dann: die größte Schnapstheke, die ich jemals gesehen habe! Coole Drinks, japanische Snacks und fetzige Musik: Willkommen bei palästinensischen Christen!

Einen Ausflug etwas Außerhalb von Bethlehem machen wir dann noch. Wir besuchen Daoud Nassar und sein Projekt „Tent of Nations“. Das ist der ganz dicke „Kloß im Hals“. Googelt mal ein wenig, dann wisst ihr was ich meine. Wirklich Mut für die Zukunft von Israel und den Gebieten der palästinensischen „Selbstverwaltung“ macht das, was wir sehen und hören, nicht. Und trotzdem sagt er: „Wir weigern uns Feinde zu sein.“ Den Mut und den Durchhaltewillen dieses Mannes möchte ich haben: Kein Haus – nur Höhlen, kein fließendes Wasser – nur Zisternen und keinen Stromanschluss – Photovoltaik (na ja, Sonne gibt’s im Vergleich zu Wasser ja genug). Es ist sein eigenes Land und trotzdem verwehrt ihm sein eigener Staat – Daoud ist Israelischer Staatsbürger mit christlich palästinensischen Wurzeln – diese Dinge. Und immer wieder kommen die Bulldozer …
„Komplex“. Diesem Begriff schließe ich mich an, wenn es um den Versuch einer einigermaßen neutralen und emotionslosen Beschreibung der politischen Situation im Heiligen Land geht.
So, das war’s für heute. Nicht schwermütig werden, Leute. Es geht weiter …
Teil 4: Das Joch der Religionen
Hallo Leute, wieder Lust auf Neuigkeiten von unserer „Reise fürs Leben“?
Sagt euch Hebron etwas? Vom religiösen Hintergrund her: Hier sind Abraham und seine Frau Lea bestattet. Ein echt heiliger Ort – für alle 3 Weltreligionen. Denn auch die Muslime verehren Abraham als Stammvater.
Und genau da liegt auch das Problem des heutigen Hebron. Wenn wir dachten, mit dem Besuch bei Daoud seien wir am emotionalen Tiefpunkt angekommen – wir haben uns getäuscht! Ich glaube wenn wir das auf unsere Breiten übertragen wollten, müssten wir vermutlich 80 Jahre zurück gehen. Ich kannte „Gettos“ bisher nur aus Geschichtsbüchern. Hier habe ich gesehen, was Hass zwischen Menschen anrichten kann. Wirklich schlimm und wieder so unbeschreiblich „komplex“. Gibt es „die Guten“? Und wer sind „die Bösen“? Wer ist Täter, wer zählt zu den Opfern? Ich wage es nicht zu urteilen. Am Ende verlieren alle – nämlich ihre Zukunft.

Aber! Ja genau, ihr erinnert euch, was ich bezüglich Gastfreundschaft geschrieben habe? Nirgends haben wir das so krass erlebt wie bei unserem (ungeplanten) Mittagessen in Hebron. Ein Bus, 42 hungrige Franken und ein Restaurant, welches bis zum Anfragen „können wir bei euch was zu Mittag essen“ im Dornröschenschlaf gelegen war!
Und es war wieder so unfassbar lecker (Nicht-F!), was die Männer und Frauen innerhalb von 20 Minuten auf die Beine gestellt haben. Im wahrsten Sinne des Wortes: Stühle wurden aus dem Schuppen gezerrt und mit einem Lumpen – vermutlich war’s das Taschentuch vom Großvater den man von besagtem Lehnstuhl aufgescheucht hatte – notdürftig abgewischt, um uns entlang des Gehsteiges und zur Freude der ganzen Straße zu platzieren.


Übrigens: Unsicher haben wir uns in Hebron nicht gefühlt – auf keiner Seite des Stacheldrahtes.
Im nächsten Teil erzähle ich euch von unserem Aufenthalt in Jerusalem. Bis dann.
Teil 5: Die Heilige Stadt
Jerusalem – die Heilige Stadt.
Ehrfurcht. Muss man ehrfürchtig sein, wenn man nach Jerusalem reist? Oder reicht auch Neugierde? Ich sag euch Leute: Völlig egal. Wer diese Stadt gesehen hat, den lässt sie nicht mehr los und der wird sie niemals vergessen. Warum? Lasst euch überraschen:
Wir kommen mit dem Bus an und sehen – eine Mauer! Nein, nicht diesen modernen Schandfleck. Eine altehrwürdige Mauer. Die Stadtmauer, an der sich so viele (auch fränkische!) Kreuzritter und Sarazenen die Köpfe eingeschlagen haben.
Wir treten ein und du denkst: Wo in diesem Gewirr wirst du ein Zimmer und eine kühle Dusche haben? In dem Moment ging mir meine Studienabschlussreise mit 2 Kommilitonen (nein, nicht mit Marco; ich bin doch viel – na ja: ein wenig – jünger als er) nach London durch den Kopf. Ein Heiden-Geld haben wir bezahlt für unser 3-Bett Zimmer. Und was sehen wir vom Fenster aus? Den Bürgersteig von unten und abgetretene Schuhe an eiligen Menschen. Panik! Bitte nicht hier. Die laufen alle so langsam und ich will NICHT wissen, was die unter ihren Kaftanen anhaben.
Wir kriegen unseren Zimmerschlüssel. Nummer 301. Drittes Ober- oder Untergeschoß? Der Aufzug bringt uns nach oben. Gott sei Dank!
Koffer ins Zimmer geschleppt – hurra wir können ihn auspacken: Wir bleiben 3 Tage! – Fenster-Rollo hoch und dann DAS:


Wenn das nicht „Liebe auf den ersten Blick“ wird!
Und glaubt es mir, es wurde Liebe. Wir haben uns tatsächlich in diese Stadt verliebt. Natürlich geht’s hier nicht in erster Linie um „tote Steine“: Tempel, Synagogen, Moscheen, Kirchen oder auch die römischen Überreste. Nein, es ist dieses „Miteinander und Durcheinander“. Die Altstadt hat 4 Quartiere: Das Armenische, Christliche, Jüdische und Muslimische. Ohne Mauern, Zäune, Stacheldraht. Wir können uns frei bewegen in der gesamten Altstadt und fühlen uns wieder sicher – keine Angst vor Anschlägen. Klar, allenthalben bewaffnete Polizei und Militär. Aber man gewöhnt sich irgendwie daran. Wir genießen Jerusalem in vollen Zügen: Die engen Gassen, der endlose Souk mit seinen tausenden kleinen Läden und Handwerkern. Das Gewimmel, der Lärm, die Gerüche.


Aber ihr fragt euch ja schon: Was schreibt der Kerl da? Wo ist das religiöse Jerusalem – die Heilige Stadt? Keine Angst, sie kam nicht zu kurz. Klagemauer, Felsendom mit Al Aqsa Moschee, Via Dolorosa, Grabeskirche – haben wir alles gesehen. Jede für sich sehenswert (muslimische Gotteshäuser dürfen Christen nicht betreten) und total überfüllt – egal zu welcher Zeit man hingeht. Nichts desto trotz beeindruckend mal so richtig mittendrin zu sein.
Was uns Christen natürlich zuerst nahe geht ist die Grabeskirche. Was heißt hier Kirche? Kirchen! Mehrere übereinander, ineinander und nebeneinander. Und darüber hinaus sind die verschiedenen Konfessionen – gleichberechtigte Hausherren – wie „Hund und Katz“ aufeinander, seltener auch miteinander. Christliche Nächstenliebe halt und wieder mal „komplex“!



Beurteile eine Stadt nie, ohne dass du ihre Hinterhöfe gesehen hast. Auch diese Möglichkeit konnten wir wahrnehmen: Bei einem Rundgang auf der Stadtmauer. Nicht so imposant wie in Xian/China, wo man mit dem Fahrrad einmal ums Karree fahren kann, aber trotzdem beindruckend hoch und allemal eine Möglichkeit von einem Viertel ins nächste zu kommen, ohne sich durch Menschenmassen schieben zu müssen. Und was soll ich euch sagen bezüglich der Hinterhöfe? Wenig spektakulär. Hunde, Katzen, Satellitenschüsseln. Und was bei uns im Keller abgestellt wird, steht hier halt auf den Flachdächern.
Aber Jerusalem besteht nicht nur aus Altstadt. Die Neustadt kann mit jeder europäischen Metropole mithalten: Schräg, konsumorientiert und auch mondän.



Ansonsten kommt hier meine Empfehlung: Fahrt mal selbst hin! Drei Tage Jerusalem vergehen wie im Flug.
Einwas (den Begriff kennt ihr schon aus Teil 1) wollte ich euch nicht vorenthalten:
Wer von euch hat schon mal an einem Gottesdienst im griechischen Ritus teilgenommen? Genauer gesagt im Griechisch-Katholisch-Melkitischen Ritus. Niemand? Definitiv eine Erfahrung wert. Die Gesänge sind ohrenbetäubend – dagegen war unser Franken-Chor in der Geburtsgrotte in Bethlehem ein Mäusequartett. Hört sich nicht immer nach Gesangsausbildung an, aber der Herr hat’s vernommen. Unser Pfarrer – ja natürlich, wir hatten neben Johannes, welcher die weltliche Reiseleitung inne hatte auch eine geistliche Reiseleitung dabei – durfte das Evangelium in Deutsch vorlesen und vom (laut seinen Ausführungen) äußerst schmackhaften Mess-Rotwein kosten. Wir durften dann auch nach dem Schlusssegen noch ein deutsches Kirchenlied anstimmen. Aber bei aller Mühe, die Dezibel-Competition haben wir haushoch verloren. Sollte sich ein Nicht-Christ in einen Griechisch-Katholisch-Melkitischen Gottesdienst verirren und so gar nichts mit dem Ritus anfangen können, es gibt eine ganz profane Beschäftigung: Bilder gucken – so wie früher im Kinder-Gebetsbuch. Die Kirchen sind komplett von unten bis oben – von vorne bis hinten mit Bildern ausgemalt und mit Ikonen bestückt. So gehen die fast 90 Minuten Gottesdienst dann auch rum. Aber wir haben’s genossen und im Anschluss gab’s dann noch Tee, Kaffee und Gebäck. Da ist sie wieder, die Gastfreundschaft.

Teil 6: Zur letzten Etappe
Wir setzen unsere Reise weiter nach Norden fort.
Die nächste Tagesetappe ist das Wadi Qelt in der Judäischen Wüste. Nach 4 Tagen faulenzen, viel Essen und Trinken in Jerusalem muss mal wieder was für die körperliche Fitness getan werden.
Mohammed setzt uns in der Wüste ab – wie sich das anhört! – und wir laufen, geführt von unserem einheimischen Führer los. Immer schön am Wasser entlang. Unser Führer hat eine biologische Grundausbildung und so erhalten wir Tipps, wie wir in der Wüste überleben würden: Welche Pflanzen kann man essen, welche besser nicht. Na toll! Eigentlich hatte ich gedacht, dass er uns hier auch wieder heil raus bringt. Wenigstens hat er sich nicht kulinarisch zu den Tieren der Wüste geäußert …
Und so laufen wir im Wadi entlang wie aufgereihte Streichhölzer – alle mit roten Köpfen, Einer hinter dem Anderen. Mal links vom Wasser, mal rechts, auch mal im Wasser. Freiwillig – meistens. An einer Stelle mit ineinanderlaufenden Bassins ziehen wir unsere durchgeschwitzten Wanderklamotten aus und wagen den Versuch eines abkühlenden Bades. Das ist aus zweierlei Sicht gar nicht so einfach: Die, die im Wasser sitzen, hätten sich eher 15 als 35°C gewünscht. Die, die draußen stehen (der weibliche Teil der Gruppe), kommen noch mehr ins Schwitzen, weil wir ja alle unsere attraktiven Wanderunterhosen zur Schau stellen.
Unfreiwillig ging nur meine Frau baden, weil ich glaubte, ihr beim Überqueren des Wassers helfen zu müssen. Wichtig ist in so einem Fall immer, dass es einen Schuldigen gibt. In dem Fall ich. Über die weiterführende Kommunikation zwischen uns beiden schweige ich an dieser Stelle lieber.
Aber auch diese Tour schließen wir mit allen Teilnehmern und ohne weitergehende Schäden an Mensch und Material ab. Mohammed hat wieder eingekauft und so können wir uns bei unserer Ankunft im Schatten einer Oase stärken.



Einen kurzen Zwischenstop auf unserem Weg nach Galiläa machen wir in Jericho, wo wir bei unerträglicher Hitze im Schatten des „Zachäusbaums“ den Versuch eines geistlichen Impulses wagen. Konzentration kaum möglich, auch weil wir ständig irgendwelche Souvenirs kaufen sollen. Am besten wäre es nun barfuß zu sein, dass die Brühe nicht in die Schuhe läuft. Aber ich habe mir ja die Fußsohlen schon am Toten Meer verbrannt und nach 4 Stunden Wadi-Wanderung brauche ich das jetzt nicht noch mal. Und so heißt es still sein, Backen zusammenkneifen und mit dem „Amen“ auf dem direkten Weg in den wunderbar 15°C kalten Bus einzusteigen.

Gegen Spätnachmittag kommen wir dann endlich an am See Genezareth zu unserem letzten Etappenziel auf unserer „Reise fürs Leben“. Und welch Luxus: Wir bleiben 4 Nächte in derselben Unterkunft. Ein Gefühl von Ruhe kehrt ein. Entspannung … Na, so weit will ich mal nicht gehen.
Aber trotzdem: Das hier vermittelt ein Gefühl von Urlaub – Strandurlaub: Jugendherberge – das hier läuft eher in die Kategorie All-Inclusive Strandhotel – mit direktem Zugang zum See. Zimmer mit „Garten- und Meerblick“, leider wieder ohne wirklich kaltes Wasser in der Dusche. Schlüsselausgabe geht ruck-zuck. Badehose an und ab in den See. Endlich!
Nach ausgiebigem Schwimmen: Beine hochlegen und geistige Vorbereitung aufs Abendessen. Und das was die Köche hier auffahren, toppt alle Buffets die wir bis dato gesehen haben. Ich bin es abgeschritten: 20 Meter lang! Raus, vors Gebäude, nachschauen, was das Schild sagt: Ja, ist echt ne Jugendherberge. Liebe JH-Köche in Deutschland, macht mal Urlaub in Israel.
Aber wir wären ja nicht in Israel, wenn ich nicht auch hier etwas „Schräges“ zu berichten hätte: Frühstücksbuffet wunderbar. Läuft alles recht entspannt. Keiner glaubt zu kurz zu kommen und drängelt oder braucht Aufstellbretter für seinen Teller. Lediglich … eine Gruppe Reservisten gastiert auch hier. Klar, warum nicht. Auch die wollen mal entspannen. Wer in der Bundeswehr gedient hat kennt es: Das G3 – ein Schnellfeuergewehr aus deutscher Fertigung. Da kommt jetzt a Schneckla daher (F) – eine durchaus attraktive junge Reservistin kommt zum Buffet – und hat ihr G3 geschultert. Selbstverständlich mit Magazin. Die Knarre fast so groß wie das Mädel. Von den israelischen Gästen hat gar niemand Notiz genommen. Scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Ok … Hoffentlich kommt keiner von den rumflitzenden Rotzlöffeln (F) mit seinen Fingern an den Abzug. Nun, ich kann euch sagen, wir haben der jungen Soldatin großzügig Platz gemacht.



Jugendherberge und See Genezareth
Eigentlich müsste es Mehrzahl „die Reisen fürs Leben“ heißen. Bei der Anzahl Transportmittel, die wir nutzen: Flugzeug, Bus, Schusters Rappen und natürlich ein Boot. Schließlich sind wir in Galiläa auf Jesu Spuren und am See Genezareth hat er durchaus auch gewirkt. Teilweise sogar „auf“ dem See Genezareth – als er übers Wasser ging. (Das Thema sollte uns an den Banyas Wasserfällen noch mal begegnen). Zum Glück sind wir alle katholisch und so hatten wir genug Gottvertrauen – nicht wie Petrus, der daraufhin untergegangen ist – an der Seetüchtigkeit des fahrbaren Untersatzes, der uns am nächsten Morgen nach Kafarnaum gebracht hat. Nichts desto trotz dachten wir schon, wir erhalten den Vordruck für ein Testament, als wir das Boot bestiegen haben. Aber es hat sich dann lediglich als Urkunde für eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth herausgestellt.



Bootsfahrt auf dem See Genezareth



Kafarnaum
Kafarnaum war für mich DER Ort, an dem ich ganz persönlich mich Jesus am Nähesten gefühlt habe auf dieser Reise. Hier hat er gewirkt, viele Jahre seines Lebens verbracht. Hier stand das Haus, welches man Petrus, dem Fischer zuordnet. Unter der modernen Kirche, die aussieht wie ein Ufo und in die man eine moderne Sicht von „Himmelfahrt“ interpretieren könnte. Und als wir das Gelände verlassen, fällt mir rechter Hand die Bank auf, auf der ein Mensch liegt. Hä, hat sich hier ein „Penner“ zum Schlafen hingelegt? Ah nein, ist ja nur eine Bronze. Aber Moment, schau dir mal die Füße an. Und da war er der Moment der Nähe … und wieder der Kloß im Hals. Hey du bist Franke, Mann!

In den 4 Tagen besuchen wir noch andere Orte am See Genezareth, die den bibelfesten Lesern ein Begriff sein dürften: Berg der Seligpreisungen, den Ort der Brotvermehrung – Tabgha, Nazareth und am letzten Tag Magdala.


Berg der Seligpreisungen


Ein krasses Beispiel für die Sinnlosigkeit des Konfliktes im Heiligen Land ist der Brandanschlag auf das von deutschen Benediktinern geführte Kloster im Jahr 2015, ausgeführt von jüdischen Nationalisten – einer nichtreligiösen Terrorgruppe, die die Präsenz und den Einfluss ausländischer (christlicher) Organisationen mit Gewalt bekämpfen („Price Tag“-Anschläge). Der Wiederaufbau wurde aus Spenden und einer widerwillig gewährten Unterstützung der israelischen Regierung erst im Sommer 2019 abgeschlossen. Direkt am Ufer des Sees konnten wir Gottesdienst feiern. Stimmungsvoll aber heiß.
Nazareth, der Heimatort von Josef und Maria – die Eltern von Jesus – ist heute eine Stadt mit knapp 80.000 Einwohnern. Hier wohnen – im israelischen Kernland gelegen – viele Muslime und Christen. Unsere Motivation, Nazareth zu besuchen ist weitgehend religiös. Wir besuchen die griechisch-orthodoxe Michaelskirche mit dem Brunnen, an dem Maria Wasser holte, als der Engel ihr die Empfängnis verkündet hat. Das Highlight – auch dimensional – ist die Verkündigungsbasilika, welche in den 1960er Jahren über dem Geburtshaus von Maria erbaut wurde und die jahrzehntelang das größte christliche Gotteshaus Asiens war.


Der letzte Tag vor unserer Heimreise – Tag 10.
Vormittag sind wir für einen halben Tag ganz nach Norden gefahren, in den von Israel mittlerweile annektierten Golan. Als Quellgebiet des Jordans und damit Hauptzufluss des Sees Genezareth wird der Golan aus israelischer Sicht als strategisch angesehen. Auch als Bollwerk vor syrischer Bedrohung gegen Galiläa hat das Gebirgsmassiv aus israelischer Sicht so große Bedeutung, dass die israelische Armee den Golan 1973 in einem 6 Tage dauernden Krieg erobert hat. Davon sehen wir nichts mehr außer ein paar ausrangierten Panzern auf einem Kinderspielplatz. Hier ist sie wieder, die Komplexität: Früh übt sich …
Wir nehmen den Golan als Wandergebiet mit relativ kühlen Temperaturen, viel Wasser und Grün wahr. Im Winter kann sogar Ski gefahren werden. Schräg, nicht? Skifahren in Israel.



Nach unserer Rückkehr packen wir Koffer für die Heimreise morgen. Als Abschluss unseres Aufenthaltes in Galiläa fährt uns Mohammed ein paar Kilometer am See entlang nach Magdala. Das Fischerdorf Magdala – wer kennt nicht die Geschichte von „Maria von Magdala“ im Neuen Testament – lag direkt am See. In den letzten Jahren wurden die Ruinen und Grundmauern ausgegraben. Neben einem Luxusressort in unmittelbarer Nähe zu den Ausgrabungen, welches im Herbst 2019 eröffnen sollte, wurde vor ein paar Jahren eine moderne Kirche direkt am See errichtet. Das Besondere: Der Altar hat die Form eines Fischerbootes. Dort wollen wir unseren Abschiedsgottesdienst feiern – auf Grund der Lokation eine sehr frauenorientierte Feier. Für so manchen erzkonservativen Katholiken haarscharf an der „Häresie“ vorbei. Orte wie diese sind auf die Minute durchgetaktet. Wenn eine Gruppe zu spät kommt, verfällt das gebuchte Zeitfenster. Aber der Franke ist ja pünktlich – nicht nur wenn es zum Essen geht. Also müssen wir uns beeilen mit der Besichtigung der Ruinen. Ganz schlimm für mich: Als alter „Ruinen-Kletterer“ bin ich auf unserer „Reise fürs Leben“ ja fast zu kurz gekommen. Also muss ich Magdala ausnutzen bis zur letzten Minute.






Impressionen aus Magdala

Ein letzter Sonnenaufgang am See Genezareth, Frühstücksbuffet, Auschecken bevor uns Mohammed zurück nach Tel Aviv zum Flughafen fährt. Vom Bus aus Stadtbesichtigung Tel Aviv, in Jaffa machen wir einen zweistündigen Zwischenstop. Wir wollen wenigstens mal kurz ans Meer. Wir stürmen eine Bäckerei. Laut Johannes die Beste in Jaffa und jeder – außer mir (ihr erfahrt weiter unten warum) – nimmt sich eine Kleinigkeit auf die Hand. Dann tingeln wir nochmal los, um uns von Israel zu verabschieden.


Bäckerei in Jaffa



Abschied von Israel in Jaffa und Tel Aviv
Mit einem anständigen Trinkgeld verabschieden wir uns am Flughafen von Mohammed. Er hat uns die gesamten 11 Tage begleitet und umsichtig und sicher an alle Orte unserer Reise gefahren.
Die obligatorische Sicherheitsbefragung am Flughafen Ben Gurion läuft allerdings aus dem Ruder. Die israelischen Sicherheitsbeamten befragen uns zu unserem Reiseprogramm. Als sie erfahren, dass wir Daoud Nassar und Hebron besucht haben, bricht eine regelrechte Paranoia hervor. Unsinnige Fragen und Gepäcküberprüfungen – schlichtweg Schikane – verzögern das Einchecken, so dass wir trotz genug Vorlaufzeit recht knapp am Gate ankommen. Aber wir dürfen wieder alle nach Hause fliegen und besteigen kurz später unsere Lufthansa-Maschine nach Frankfurt.
Heimflug in den Abend, Ankunft in Frankfurt und die Busreise rückwärts nach Gemünden am Main. Nicht nur der Abschied von Israel fällt schwer, auch der von der Gruppe. Es waren sehr intensive 11 Tage als Gruppe.
Bei einem Nachtreffen im Januar 2020 waren auch fast alle 42 Teilnehmer anwesend. Wir haben Geschichten und Bilder ausgetauscht und jeder hat zu einem teilweise israelischen Buffet beigetragen.


Heimflug
Das Dicke – eigentlich eher Dünne – Ende:
In der letzten Nacht in Israel kommt die Rache für all meine lästerlichen Gedanken: Ich kriege die „flotte Lotte“! (F) Es ist das wohlfeilste fränkische Wort, welches mir für „Durchfall“ einfällt. Montezuma’s Rache! Halt, wir sind im Heiligen Land und nicht in Mexiko: Jahwe’s Rache etwa? Wo kommt das denn jetzt her? Bei all dem guten Essen. War’s einfach zu viel des Guten? Der Befund meines Hausarztes daheim sagt: „S…-irgendwas kokken“?! Nie gehört. Hat mich dann Gott sei Dank nicht ganz so lange begleitet wie die emotionale Verarbeitung unserer „Reise fürs Leben“. Johannes hatte es uns angekündigt. Ich habe gelächelt. „Johannes, ich bin Franke. Ich hab so viel auf der Welt gesehen …“
Und ich sag’s euch: Bäng – 2 Wochen lang – jeden Tag und jede Nacht! Was Intensiveres habe ich nie erlebt. Mein Tipp für euch: Probiert es selbst aus und macht Eure „Reise fürs Leben“. Ob ins Heilige Land – jenseits der politischen Grenzen nach Israel und Palästina – oder eine andere Ecke der Welt – wichtig ist, ihr macht sie!
Einwas kommt noch … im letzten Teil.
Letzter Teil: Abspann und Auflösung
Ein paar persönliche Worte und die Klarstellung meines „Verhältnisses“ zu Marco, der mir erlaubt hat, seinen Blog zu kapern.
Manchmal braucht man einen guten Freund, um sich etwas zu trauen. Dem ein oder anderen von euch ist es (dummerweise) vielleicht mit der ersten Zigarette so gegangen. Mir ging’s mit diesem Blog so. Vor Jahren habe ich mit einem anderen guten Freund die Faschingsbühne in meinem Heimatdorf gestürmt. Blödsinn hatte ich schon immer genug im Kopf … und irgendwie hat der wohl ein Ventil gesucht. Nichts desto trotz habe ich versucht, den religiösen Teil meines Reiseberichtes respektvoll zu gestalten. Soll ja keine Parodie à la Monty Python sein. Hoffe mir ist das gelungen.
Wenn ich euch etwas Spaß und Kurzweil in euren Alltag bringen konnte, freut mich das. Wenn’s einfach nur „sinnloser“ Schmarrn war, lasst es mich wissen. Dann muss ich schleunigst damit aufhören. Es muss sich keiner die Unterlippe zerbeißen.
So, aber wer bin ich eigentlich – der eigenwillige Franke? Auf dem Bild aus der Jerusalemer Neustadt habt ihr mich schon mal gesehen. Joachim Koberstein.
Ich bin ein Arbeitskollege von Marco. Nun, bei über 100.000 Mitarbeitern sagt sich das leicht.
Wir beide kennen uns seit 2013 als wir zusammen auf einem 3-Tages-Seminar im Allgäu waren. Und es war sozusagen eine „Männerfreundschaft auf den ersten Blick“ – wenn ich das so sagen darf, Marco. Wir beide sind eigentlich in vielen Charakterzügen und Verhaltensweisen recht unterschiedlich. Aber Unterschiede ziehen sich ja bekanntermaßen an: Plus- und Minuspol, Yin und Yang, oder eben Marco und Joachim.
Seit besagtem Seminar haben wir weitere Seminare zusammen besucht und – und darauf bin ich besonders stolz – wir „coachen“ uns eine Stunde monatlich gegenseitig am Telefon – durchgehend seit 2013. Es sei denn Marco ist auf einer seiner „sinnlosen“ Reisen oder ich auf einer meiner „Reisen fürs Leben“.
Ich wünsche allen Lesern noch viel Spaß mit Marcos Blog seiner „sinnlosen Reisen“.
Joachim